Unterschied unserer Renten zu denen der Nachbarländer ist enorm

Die sozialistische Gewerkschaft ABVV will am Freitag in Brüssel gegen den Rentenabbau der Regierung Michel auf die Straße gehen. Das hat die Gewerkschaft am gestrigen Mittwoch in einem Pressebericht bekannt gegeben. Gleichzeitig weist die linksgerichtete Partei der Arbeit darauf hin, dass die Renten in Belgien sehr gering ausfielen, insbesondere, wenn man unsere Renten mit denen der Nachbarstaaten vergleiche. Der Unterschied betrage teilweise bis zu 48 Prozent, hat der Studiendienst der Partei jüngst errechnet.
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Die sozialistische Gewerkschaft will demonstrieren, weil die aktuelle Regierung die Renten als einen "reinen Sparposten" betrachte, heißt es bei der Gewerkschaft. Schon jetzt habe man Schwierigkeiten, bis zur Rente durchzuhalten. Die Gewerkschafter kritisieren unter anderem den Entschluss, das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen und den Altersversorgungsboni abzuschaffen. 

"Noch weniger Rente, noch länger und mehr arbeiten. Darauf läuft der Rentenabbau der Regierung Michel hinaus", so die Gewerkschaft. Auch will die Gewerkschaft gegen mehrere geplante Maßnahmen demonstrieren, zum Beispiel gegen die Einführung eines Punktesystems.

Rentenunterschied zum Nachbarn beträgt bis zu 48 %

Die gesetzlichen Renten in Belgien sind im Vergleich zu denen unserer Nachbarn sehr niedrig, sagt auch der Studiendienst der PVDA, der linksgerichteten Partei der Arbeit. Der Studiendienst errechnete, dass der "Rentenunterschied zu unseren Nachbarländern bis zu 48 Prozent beträgt".

"Und dieser Abstand droht mit den Maßnahmen der Regierung von Michel noch größer zu werden", sagt der Rentenfachmann bei der PVDA, Kim De Witte, in einem Pressebericht der Partei.

Der Studiendienst hat dieses Ergebnis auf der Grundlage eines konkreten Beispiels errechnet: An einem 63-jährigen Arbeiter, der 40 Jahre lang gearbeitet hat und der am Ende seiner Laufbahn 45.000 Euro brutto im Jahr verdient. Geht dieser Mann 2017 in Rente, betrüge seine Rente in Belgien 1.195,48 Euro im Monat. In Deutschland wären das 1.300,64 Euro im Monat, in Frankreich 1.679,23 Euro im Monat, in Luxemburg 1.771,75 Euro/Monat und in den Niederlanden 1.803,35 Euro/Monat.

Nach Auffassung des Studienausschusses zur Alterung in der Bevölkerung fielen die gesetzlichen Rentenausgaben Belgiens 2060 niedriger aus als das, was derzeit Österreich oder Frankreich ausgebe. Höhere Renten seien also nicht unbezahlbar. Alles sei eine Frage der Entscheidung der Sozial- und Fiskalpolitik.

Die Partei schlägt Zusatzinsvestitionen in Höhe von 3 Milliarden Euro vor, um die gesetzlichen Renten anzuheben. Finanzieren will sie das mit einer Abgabe auf die Millionärssteuer, die mehrere Milliarden Euro einbringen würde, das heißt einer Steuer auf Vermögen von über einer Millionen Euro.

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