Auch Belgier demonstrieren gegen AKW-Tihange

Am kommenden 25. Juni protestieren vor allem Umweltschützer aus Deutschland und den Niederlanden gegen die belgischen Pannenreaktoren Tihange 2 und Doel 3. Aber auch in Belgien wird für die dann geplante Menschenkette mobilisiert. Mit dabei sein wird auf jeden Fall der berühmte Schauspieler Bouli Lanners.

Der belgische Schauspieler Bouli Lanners (Foto, links) machte sich auch in Deutschland einen Namen mit Filmen wie „Der Geschmack von Rost und Knochen“ oder „Nichts zu verzollen“. Er wohnt im belgischen Grenzort Moresnet, im belgisch-niederländisch-deutschen Dreiländereck.

In der Wochenendausgabe der „Aachener Zeitung“ erklärt er warum er als Prominenter zum Aushängeschild der Anti-Tihange-Menschenkette in Belgien geworden ist.

„Tatsächlich war ich als Teenager sehr aktiv in der Anti-Atom-Bewegung“, erklärt Lanners. „Wenn man sich die Situation in Belgien mit den Atomkraftwerken Tihange und Doel ansieht, ist das erschreckend. Da war die alte Flamme des 15-jährigen AKW-Gegners in mir wieder da. Nichts wurde in Belgien bewegt in Sachen Atomausstieg.“

Und der Schauspieler weiß auch woran das liegt: „So hat bei uns eine Regierung auch den zuvor beschlossenen Atomausstieg zwar nicht offiziell, aber de facto rückgängig gemacht mit der Verlängerung der Vertragslaufzeiten. Die AKW-Betreiber und Energielobby sind einfach so mächtig hier.“

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Müdigkeit im Kampf gegen AKW

In der belgischen Bevölkerung gibt es kaum Widerstand gegen der Kernenergie. Lanners: „Ja, daran ist eine Atmosphäre des Lügens Schuld. Die Atomaufsichtsbehörde FANC und der AKW-Betreiber Engie-Electrabel sagen den Belgiern immer wieder, dass alles in Ordnung ist. Die Kampagne von Engie funktioniert.“

„Bei jeder Abschaltung oder bei jedem Vorfall wird der Bevölkerung weisgemacht, dass die Probleme eigentlich gar nicht im Kraftwerk, sondern irgendwo ganz weit weg, quasi in der Kantine oder auf den Toiletten aufgetreten sind. Ich überspitze das jetzt mal.“

In Belgien werde der Bevölkerung eingeimpft, dass die Atomkraftwerke unbedingt gebraucht werden, weil sonst im Winter der Strom auszufallen drohe. Ohne Atomkraftwerke sei mit einem Elektrizitätsblackout zu rechnen. Aber das ist Panikmache, glaubt Lanners: „In Belgien gibt es einen Blackout – an Informationen. Der Strom ist nicht unser Problem. Problematisch ist allerdings, dass wir bei der Etablierung grüner Energie, den Windparks, hinterherhinken.“

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