Tihange 2 und Doel 3: 370 Risse entdeckt

Die Vereinigung „Nucléaire Stop Kernenergie“ macht sich seit dieser Woche neue Sorgen um die stählerne Reaktorhülle am Reaktor Tihange 2 im gleichnamigen Kernkraftwerk bei Lüttich. Dort wurden bei Ultraschallinspektionen im April dieses Jahres 70 neue Risse entdeckt. In der vergangenen Woche bestätigte Bundesinnenminister Jan Jambon (N-VA) auf parlamentarischer Anfrage von Jean-Marc Nollet (Ecolo) diese Risse, die zu den bereits 2014 erkannten Schäden hinzukommen. Am Sonntag wurde bekannt, dass der Reaktor 3 des AKW Doel bei Antwerpen 300 neue Risse aufweisen soll.

Im Atomreaktor Tihange 2 haben Experten bei jüngsten Kontrollen mit Ultraschall weitere Risse entdeckt. In diesem stählernen Hochdruckkessel habe man bei einer Untersuchung 70 neue Risse gefunden, die zu denen, die bei der letzten Inspektion im Jahr 2014 konstatierten Schäden hinzukommen, antwortete Belgiens Innenminister Jambon auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Politikers Nollet. Die Sicherheit des Reaktors sei aber nicht in Gefahr, so Jambon. 2014 wurden fast 3.150 Risse aufgedeckt.

Die zusätzlichen Risse habe man entdecken können, weil die Ultraschall-Kamera bei der Untersuchung im April 2017 anders positioniert worden sei, als noch 2014, erklärte der Innenminister. Das bedeutet also, dass es sich hier NICHT um neu entstandene Risse handelt, sondern um bisher nicht entdeckte ANDERE Schäden. Das Ergebnis der Prüfung habe dazu geführt, dass die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC keinerlei Einwände gegen die Wiederinbetriebnahme des Reaktors erhoben hat.

Atomkraftgegner in Belgien und Deutschland halten den Betrieb des Kernkraftwerks Tihange in Huy bei Lüttich schon seit Jahren für nicht mehr sicher. Die Atomaufsicht hatte Belga zufolge im Jahr 2014 knapp 3.150 Hinweise auf Schäden an der Reaktorhülle von Tihange 2 festgestellt. Die Vereinigung „Nucléaire Stop Kernenergie“ ist der Ansicht, dass der Weiterbetrieb des Reaktors nach diesen weiteren Schäden unverantwortlich Ist. Der grüne Abgeordnete Jean-Marc Nollet bedauerte in diesem Zusammenhang, dass Innenminister Jambon nicht selbst mit den neuen Erkenntnissen, die bereits seit April dieses Jahres vorliegen, an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Deutsch-belgische Atomkommission

Mitte der vergangenen Woche hatte in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn zum ersten Mal die deutsch-belgische Atomkommission getagt. Dieser Ausschuss war angesichts der Pannenserie in den beiden belgischen Atomkraftwerken Tihange bei Lüttich und Doel bei Antwerpen eingerichtet worden. An dem zweitägigen Austausch nahmen keine deutschen oder belgischen Minister oder Staatssekretäre teil. Es handelte sich hierbei eher um ein Arbeitstreffen von Vertretern der Atomaufsichtsbehörden beider Länder.

300 zusätzliche Risse am Reaktor Doel 3?

Nach Meldungen der Webseite der Blätter des Aachener Zeitungsverlangs und der ARD-Tagesschau wurden in der Reaktorummantelung des Meilers Doel 3 im gleichnamigen AKW bei Antwerpen bei entsprechenden Ultraschall-Untersuchungen sogar 300 neue Risse festgestellt. Dies habe die belgische Atomaufsicht dazu auf Anfrage der AZ-Redaktion mitgeteilt.

Mehr Informationen dazu bietet die Webseite der belgischen Atomaufsichtsbehörde FANC/AFCN unter der Rubrik: Doel 3 & Tihange 2: flaw indications in the reactor pressure vessel steel

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