2016 zahlte Kirche 218.000 Euro an Missbrauchsopfer

Im vergangenen Jahr hat die katholische Kirche in Belgien den Opfern von sexuellem Missbrauch, trotz Verjährung, insgesamt 218.000 Euro gezahlt. Seit 2012 belaufen sich die gezahlten Entschädigungen auf rund 4,13 Millionen Euro. Das hat Monseigneur Herman Cosijn, der Vorsitzende der belgischen Bischofskonferenz der Presseagentur Belga mitgeteilt.

Über die Anlaufstellen in den Bistümern und bei den Ordensgemeinschaften sind 2016 16 Akten abgeschlossen worden und wurden insgesamt 113.000 Euro Schadenersatz verteilt. Über die Schiedsstelle für sexuellen Missbrauch in der Kirche wurden weitere 7 Akten mit Schadenersatzzahlungen von rund 105.000 Euro abgeschlossen. Die Schiedsstelle war von der parlamentarischen Kommission eingerichtet worden, die den sexuellen Missbrauch durch Vertreter der belgischen Kirche untersucht hat. Ihre Arbeit wurde nach vier Jahren im Juni 2016 eingestellt. In diesem Zeitraum behandelte die Stelle 628 Akten von Missbrauchsopfern.

Die insgesamt (elf) Anlaufstellen der Bistümer und Ordensgemeinschaften bleiben auch weiterhin geöffnet, sagte Monseigneur Cosijns.

8. April: nationaler Gedenktag für die Opfer

Am Samstagmorgen fand in der Basilika von Koekelberg in Brüssel ein Gottesdienst für alle Missbrauchsopfer von Priestern und Ordensleuten statt.

Es war das erste Mal, dass Opfer und Angehörige mit Vertretern der Kirche zusammenkamen, nachdem auch die katholische Kirche in Belgien von Missbrauchsfällen erschüttert worden war.

Auf der Feier wurde u. a. ein Kunstwerk enthüllt, das an alle Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche erinnern soll. „Sein ist Wahrgenommen werden“ wurde von der flämischen Künstlerin Ingrid Rosschaert erschaffen. Die Darstellung des Kleidchens soll die Zerbrechlichkeit der Kindheit symbolisieren. Das Werk ist ein Geschenk von den Opfern und ihren Angehörigen und wurde von dem ältesten bekannten Missbrauchsopfer, einer Frau Jahrgang 1949, in der Basilika enthüllt.

Versöhnende Worte

Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und Kirche, Linda Opdebeek, und ein Vertreter der Missbrauchsopfer ergriffen das Wort. Sie sprachen ihre Wertschätzung für die Art und Weise aus, wie die Kirche – nach traumatischen Anfängen – allmählich den Ernst der Lage erkannt habe, sodass eine Versöhnung möglich wurde.

Guy Harpigny, Bischof von Tournai, dankte den Opfern für ihr Andringen, gehört zu werden. Diese Entschlossenheit habe der Kirche geholfen, sich nicht länger selbst zu verleugnen.

Kardinal De Kesel blickte auf die Arbeit der parlamentarischen Untersuchungskommission zurück: „Wir haben den Schmerz, der ihnen zugefügt wurde, erkannt. Wir haben um Vergebung gebeten. Wir haben Schadenersatz bewilligt als unentbehrliches Zeichen unseres Eingeständnisses, das ohne diesen nur aus leeren Worten bestanden hätte.“
 

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