"Türkei will Geflüchtete in Belgien verhaften"

Der flämische Anwalt Walter Van Steenbrugge (Foto) behauptet, dass der türkische Geheimdienst nach Belgien geflüchtete Landsleute in unserem Land verhaften und repatriieren will. Gegenüber den flämischen Tageszeitungen Het Laatste Nieuws und De Morgen gab er an, entsprechende Hinweise an die belgische Staatssicherheit weitergereicht zu haben.

„Ich verfüge über ernstzunehmende Hinweise, dass die Türkei so etwas plant“, so Van Steenbrugge, der einen Türken juristisch vertritt, der in seinem Land wegen Putschversuch gesucht wird. „Mein Klient, ein Anhänger der Gülen-Bewegung, ist in Gefahr“, so der Anwalt.

Van Steenbrugge gab an, seine Informationen an die Staatssicherheit weitergegeben zu haben. Hier habe man dies zur Kenntnis genommen. Weiter hätten er und sein Mandant die gleichen Informationen ihrem Dossier hinzugefügt, mit dem sie vor den Europäischen Hof für Menschenrechte ziehen wollen.

Walter Van Steenbrugge ist der erste Anwalt in Europa, der sich an den Menschenrechtshof wendet, um auf die Missstände in der Türkei hinzuweisen: „Ich habe bereits zwei Klagen im Namen von internationalen Vereinigungen eingereicht und in Kürze werde ich eine dritte Klage für einen Mann einreichen, der seit drei Jahren in Belgien lebt und gegen den in der Türkei ein Kopfgeld ausgesetzt wurde.“

Der belgische Anwalt wird sich auch mit einer Klage an die Weltbank richten, denn er fordert, dass die Türkei Gelder aus Holdings zurückgibt, die sie nach dem vereitelten Putsch „blockiert und geplündert haben“. Dabei gehe es um Milliarden, so Van Steenbrugge. Dieser Vorgang ist bisher einzigartig auf der Welt und verlangt noch einige Monate Vorbereitung.

Spaltung der Gesellschaft

Inzwischen wird auch in Belgien immer deutlicher, wie sehr die türkische Gesellschaft gespalten ist. Nach anonymen Aussagen vieler hierzulande lebender Türken gegenüber flämischen Medien, werden viele Familien, die nicht auf AKP- oder Erdogan-Linie sind, bedroht. Inzwischen ziehen Betroffene weg oder schließen ihre Läden. Rund 80 Fälle von Klagen nach Hassmeldungen sind derzeit hier anhängig. Die tatsächliche Zahl solcher Fälle wird wohl ungleich höher liegen.

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