Antwerpen: Bestätigt sich der Terrorverdacht?

Nach dem Terroralarm Donnerstagmittag in Antwerpen wurde der Fahrer am Freitagmittag unter Verdacht des versuchten terroristischen Mordes und des Verstoßes gegen die belgische Waffengesetzgebung verhaftet. Es wurde auch zweiter Verdächtiger festgenommen, ein Freund des Amokfahrers. Die Staatsanwaltschaft betonte aber, es sei noch zu früh, schon von einem geplanten Terroranschlag auszugehen.

Der tunesischstämmige Franzose war gestoppt worden, nachdem er mit seinem Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch die Meir, die zentrale Fußgängerzone der Scheldestadt, gerast war. Wie sich herausstellte, war der Mann bereits am Mittwoch ein erstes Mal festgenommen worden.

Passanten mussten am Donnerstagmittag zur Seite springen. Sofort wurde an die Attentate von Nizza, Berlin, oder gerade am Tag zuvor in London gedacht. Die Sicherheitskräfte reagierten schnell, Schlimmeres konnte verhindert werden.

Der Wagen wurde wenig später am Scheldufer entdeckt. An Bord befand sich der Fahrer. Er war völlig betrunken eingenickt und nicht mehr ansprechbar. Er konnte erst am Freitagvormittag zum ersten Mal vernommen werden. Im Kofferraum wurden Waffen sichergestellt, vor allem Stichwaffen und auch eine Riot-Gun. Das schien den Terrorverdacht nur noch zu untermauern. Allerdings war die Riotgun nicht zusammengebaut und deshalb nicht sofort einsetzbar. Es wurde auch keine Munition gefunden.

Eine erste Überprüfung ergab, dass der Franzose in seinem Heimatland nicht als radikalisiert eingestuft ist, wohl aber als Drogendealer und Gewalttäter. Ob er wirklich nach Antwerpen kam, um Menschen wahllos zu töten, ist noch unklar. Der Verdächtige habe bei seiner Fahrt durch die Einkaufsstraße keine Lenkbewegung in Richtung Passanten gemacht, heißt es.

Die Antwerpener Justiz entschied, dass der Mann wegen des Verdachts des versuchten terroristischen Mordes und des Verstoßes gegen die Waffengesetzgebung in Haft bleibt. Die belgische Bundesstaatsanwaltschaft stellt aber fest, es sei noch offen, ob der Mann wirklich einen Terroranschlag geplant hatte. Um dies sicherzustellen, sind weitere Ermittlungen notwendig. Überprüft wird, was er während der vergangenen Tage in Frankreich und Belgien getan hat.

Erste Festnahme schon am Mittwoch

Am Mittwochabend erhielt die Antwerpener Polizei die Meldung, eine Frau sei mit blutüberströmten Gesicht auf der Straße gefunden worden. Die Betroffene gab an, sie sei von einem unbekannten Mann überfallen worden. Ihr Freund, ein 39-jähriger tunesischer Franzose, stellte sich ebenfalls dazu. Wie sich hinterher herausstellte, handelte es sich dabei um den Mann, der stark alkoholisiert am Donnerstag mit seinem PKW durch die Antwerpener Fußgängerzone Meir raste.

Die Polizei fragte die Frau, ob sie von ihrem Freund geschlagen worden sei, aber das bestritt diese. Der Mann war auch dann betrunken und konnte sich nur als Tunesier ausweisen und als solcher durfte er sich nicht in Belgien aufhalten. Deshalb wurde er festgenommen und danach mit der Aufforderung frei gelassen, Belgien zu verlassen, was er nicht tat.

Die Polizei unterließ es am Mittwoch aber das Fahrzeug des Mannes zu durchsuchen. Mit diesem Auto raste er dann einige Stunden später durch die Fußgängerzone und wie sich danach herausstellte, befanden sich im Koffer mehrere Waffen und ein Behälter mit einer noch nicht identifizierten Flüssigkeit.

Momentan ist noch immer unklar, was die Motive des tunesischen Franzosen für die gestrige Amokfahrt waren.

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