Salafisten: "Wachsender Einfluss in Belgien"

OCAD, das staatliche belgische Koordinationsorgan für Bedrohungsanalyse, warnt vor einem wachsenden Einfluss des Salafismus auf Moscheen (Archivfoto: Große Moschee von Brüssel) und auf Imame in Belgien. Dies ist aus einem internen Bericht ersichtlich, in den die Redaktion der flämischen Tageszeitung De Standaard Einblick hatte. Noch handele es sich um eine Minderheit unter den belgischen Moslems und doch bereitet die derzeit rasante Entwicklung den Behörden Sorgen.
BELGA

Das OCAD will vorläufig auf den öffentlich gewordenen Bericht nicht reagieren. Das Papier, 71 Seiten stark, wurde schon im Oktober 2016 abgeschlossen. Hierin zeigt sich das OCAD besorgt über den wachsenden Einfluss des Salafismus, eine sehr konservative Form des Islam, auf den sich auch viele radikalisierte Moslems berufen. Dieser sei nicht nur in Belgien zu spüren, sondern in ganz Europa, so der Rapport.

Der Salafismus wird in erster Linie in Saudi-Arabien und in den Golf-Staaten propagiert. Hier ist die Rede von einem „sauberen Islam“ und von einer strikten Trennung zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“. Nach Ansicht der Salafisten müsse sich die Gesellschaft dieser Interpretation des Islam anpassen und nicht umgekehrt.

Im jetzt an die Öffentlichkeit geratenen OCAD-Bericht steht zu lesen, dass „dieser eindimensionale Islam in der gesamten moslemischen Welt zu finden sei. Viele sunnitische Moslems sehen dies als die Norm an. Eine wachsende Zahl an Moscheen und islamischen Zentren in Belgien steht unter dem Einfluss des wahabitischen und salafistischen Missionierungsapparats. Mehr und mehr Moscheen in Brüssel, Antwerpen und Mechelen sind auch strikt wahabitisch.“ Der streng konservative Wahabitismus ist in Saudi-Arabien die Staatsreligion, der sich alles unterzuordnen hat.

Noch handele es sich bei den Salafisten um eine Minderheit in Belgien, doch die Mittel der gemäßigten Imame und Moscheen in unserem Land seien den umfassenden Anstrengungen der Radikalen kaum gewachsen, warnt das OCAD.

Eigene Medien

Das OCAD stellt fest, dass die Wahabiten und Salafisten ihren Einfluss über verschiedene Kanäle in Belgien verbreiten. Zum einen erfolgt dies über Imame, die aus moslemischen Ländern kommen und ihre strenge Form des Islam hier predigen. Zum anderen steigt auch in unserem Land der Verkauf von salafistischen Büchern und DVD, die zumeist aus Saudi-Arabien hierher kommen.

Und nicht zuletzt verfügt diese Glaubensrichtung über eigene Satellitensender, die ihre Propaganda ungefiltert in die hiesigen moslemischen Haushalte bringen.

Laut OCAD richtet sich diese Propaganda an die hier lebenden Moslems, die sich von den europäischen Werten abkehren sollen, denn diese seien ein Problem für den Koran und die „Rechte von Gott“. Dies könne auch zu Gewalt gegen westliche Ziele führen, so die Anti-Terrorbehörde, denn nach dem Salafismus ist der „Heilige Krieg“ gegen die Ungläubigen ein probates Mittel.

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