Antwerpen droht jahrelanges Verkehrschaos

Antwerpen steht jahrelanges Verkehrschaos bevor. Der Grund hierfür sind Arbeiten an der so genannten Oosterweel-Verbindung zur Umführung des Straßenverkehrs in der Hafenmetropole Antwerpen. Mit dem ersten Spatenstich soll im Herbst begonnen werden. Dadurch wird das Antwerpener Straßennetz rund 15 Prozent seiner Kapazität verlieren. Damit kein absolutes Chaos ausbricht, müssen mindestens 30.000 Fahrzeuge in den Hauptverkehrszeiten von der Straße ferngehalten werden.
BELGA/HANDOUT

Die Oosterweel-Verbindung soll den Verkehrsdruck auf dem Antwerpener Ring verringern, doch bis dahin dauert es noch eine ganze Weile. Die Bauarbeiten haben noch nicht begonnen. Der erste Spatenstich ist für diesen Herbst geplant und danach folgen wahrscheinlich sieben Jahre lange Verkehrschaos in und um Antwerpen. Die Stadt sucht krampfhaft nach Lösungen.

"Wir versuchen Autos aus der Hauptverkehrszeit zu halten. Wir sprechen hier über die Pendler. Um besser an sie heranzukommen, gehen wir über die Unternehmen, zu denen sie pendeln", sagt Koen Kennis, Stadtbeirat für Verkehr in Antwerpen (N-VA).

Antwerpen hofft, in den Hauptverkehrszeiten rund 30.000 Fahrzeuge von den Straßen fernhalten zu können. Das wird schwierig, denn in den letzten Jahren hat der Verkehr noch weiter zugenommen und die Staus sind doppelt so lang geworden.

Fachleute behaupten, dass sich Antwerpen entscheiden müsse: "Wir setzen viel zu sehr auf das Auto. Wenn Sie Antwerpen mit anderen Städten wie Paris, Wien oder Kopenhagen vergleichen, dann spielt Antwerpen in der Liga des letzten Jahrhunderts. Die Stadt geht immer mehr Projekten zur Einrichtung von Parkplätzen für Autos nach. Wir müssen jedoch auf eine andere Weise lernen, mit dem Verkehr in der Stadt umzugehen", betont Professor Dirk Lauwers von der Uni Gent.

Und in den nächsten Jahren sind die Arbeiten an der Oosterweel-Verbindung nicht einmal die einzige Verkehrsqual in Antwerpen.

"Im Juni wird Antwerpen vor gigantischen Problemen stehen", berichtet Maarten Matienko vom Verkehrsverband VAB. "Dann fangen tiefgreifende Arbeiten an, zum Beispiel wird die Leie angepasst. Das bedeutet, dass einer von drei Pendlern aus der Hauptverkehrszeit herausgenommen werden und sich eine Alternative suchen muss", so Matienko weiter.

Auch hieran werde gearbeitet. Die Nahverkehrsgesellschaft De Lijn sei dabei, neue Straßenbahnen anzuschaffen, antwortet der Stadtbeirat für Verkehr. Man habe auch schon mit der belgischen Bahn gesprochen. Die NMBS setze Vorstadtzüge ein und Sonderzüge zu den Hauptverkehrszeiten.

Doch das Auto wird nicht aus der Stadt verbannt, im Gegenteil: "Die Menschen sollen selbst entscheiden können", so der Stadtbeirat für Verkehr. Man könne sie nicht dazu zwingen. Außerdem passiere das Ganze schrittweise und die Alternativen seien qualitätsvoll und komfortabel.

"Wenn sie nur Alternativen anbieten, wird der Auto-Pendler nicht auf die Alternative umsteigen", ist hingegen Matienko überzeugt. Man müsse eben auch ein wenig Druck ausüben, damit sich etwas ändere.

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