Belgiens Bahn: Unpünktlich und planlos?

Belgiens Verkehrsminister François Bellot (MR) musste am Mittwoch dem belgischen Bundesparlament Rede und Antwort zu seinem Zukunftsplan und zu seiner politischen Note stehen. Dabei kam unter anderem das Thema minimale Dienstleistung bei der Bahn während eines Streiks zum Tragen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Pünktlichkeit der belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB im Oktober wieder zurückgegangen ist.
Jonas Hamers / ImageGlobe

Verkehrsminister Bellot (kl. Foto) gab anlässlich seiner Ausführungen vor den Abgeordneten der Ersten Kammer im belgischen Bundesparlament den Gewerkschaften und der Bahnführung zu verstehen, dass diese noch bis zum Jahresende die Zeit haben, selbst einen Plan für eine minimale Dienstleistung im Zugverkehr im Streikfall auszuarbeiten. Andernfalls drohte der liberale frankophone Politiker damit, seinerseits einen solchen Plan auszuarbeiten, der dann in den Geschäftsführungsvertrag der belgischen Regierung mit der NMBS/SNCB einfließen werde.

Bei den Bahngewerkschaften ist dieses Thema hochsensible Materie und bei der Bahn selbst ist man wohl ein wenig entscheidungsunfähig, denn Bahnchef Jo Cornu hat seinen Abtritt in die Rente angekündigt und ein Nachfolger ist noch nicht gefunden. Hier tobt wohl ein bitterer Streit hinter den Kulissen, denn ein Bahnchef in Belgien hat im allgemeinen Kuhhandel um den einen oder anderen Posten im Bereich der Unternehmen der öffentlichen Hand immer auch eine gewisse Parteifarbe.

In seinen Ausführungen bezüglich seiner Vorhaben als Verkehrsminister gab Bellot auch zu verstehen, dass er die regionalen Nahverkehrsgesellschaften De Lijn in Flandern, TEC in der Wallonie und MIVB/STIB in der Region Brüssel-Hauptstadt dazu aufrufe, in ihren Verwaltungsräten auch Vertreter aus der belgischen Bundesebene zulassen müssten. Nach Ansicht Bellots sei dies alleine schon notwendig, um die Fahrpläne von Bussen und Bahnen aufeinander abstimmen zu können.

Die Pünktlichkeit nimmt wieder ab

Im Monat Oktober waren die Züge in Belgien wieder ein wenig unpünktlicher als im Monat davor. Um genau zu sein betrug der Pünktlichkeitswert 86,2 %. Dies ist aus den aktuellen Zahlen der Bahngesellschaft NMBS/SNCB und des bahneigenen Infrastruktur-Dienstleisters Infrabel ersichtlich. In Belgien gilt ein Zug erst dann als verspätet, wenn er mehr als 6 Minuten Verspätung hat…

Allerdings wurden im Oktober 2016 deutlich weniger Züge annulliert, insgesamt rund 1.700 an der Zahl. Im Oktober 2015 waren gut und gerne 4.000 Züge gestrichen worden… Nach Angaben von Bahn und Infrabel werden etwas mehr als die Hälfte aller Verspätungen in Belgien von „Dritten“ verursacht, z.B. durch falschen Bombenalarm in Bahnhöfen, durch „Personen im Gleis“ oder auch durch Selbstmorde auf den Schienen.

In den vergangenen Tagen allerdings brach bei der belgischen Bahn mehrmals ein regelrechtes Chaos mit stundenlangen Verspätungen aus. Ursächlich waren hier Kabelbrüche an Oberleitungen, Gleisschäden, andere Pannen an Fahrzeugen und Infrastruktur und erneut „Personen im Gleis“. Verkehrsminister Bellot forderte in einem offenen Brief eine Stellungnahme der Bahn zu dieser Anhäufung von Problemen.

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