Der flämische Klimaplan bis 2050 steht

Mehrheit und Opposition im flämischen Landesparlament haben sich auf ein gemeinsames Abkommen zum Klimaschutz einigen können. Dieser von allen großen Parteien in Flandern unterzeichnete Klimaplan ist reichlich ambitioniert und setzt sowohl die heutige flämische Landesregierung unter Druck, als auch zukünftige Regierungen. Der Plan findet Beifall bei Umweltverbänden, aber auch bei Industrie und Wirtschaft.

Es passiert nicht jeden Tag, dass die Mehrheitsparteien N-VA (Nationaldemokraten), Open VLD (Liberale) und CD&V (Christdemokraten) sowie die Oppositionsparteien SP.A (Sozialisten) und Groen (Grüne) in Flandern gemeinsam an einem Strang ziehen, doch im Kampf gegen den Klimawandel einigten sich diese fünf großen flämischen Parteien auf ein gemeinsames und weitreichendes Abkommen.

Der Plan reicht bis ins Jahr 2050 und ist recht ambitioniert und er enthält Maßnahmen, die im Konsens zur belgischen Bundespolitik stehen, wie z.B. den bereits beschlossenen Atomausstieg bis 2025. Bis dahin soll auch weitestgehend auf fossile Energiequellen verzichtet werden. Der Klimaplan in Flandern sieht auch vor, dass die öffentlich-rechtlichen Partner mitspielen. Für die regionale Nahverkehrsgesellschaft De Lijn bedeutet dies, dass sie ab 2019 nur noch Busse in Betrieb nehmen darf, die mit Strom oder Wasserstoff fahren oder die Hybrid-Antrieb aufweisen. Ab 2025 darf kein De Lijn-Fahrzeug noch CO2 ausstoßen.

Neben dem Vorhaben, aus Flandern eine nachhaltige und klimaneutrale Gesellschaft zu machen, die weitgehend auf fossile Energiequellen verzichtet, will das Land auch in Sachen Raumordnung Nägel mit Köpfen machen. Bis 2025 dürfen nur noch 3 Hektar Grund pro Tag neu bebaut werden. Derzeit liegt dieser Wert noch bei täglich 6 Hektar. Fernes Ziel ist aber, irgendwann ganz auf die weitere Bebauung offener Flächen zu verzichten, wie das Schlagwort „Betonstopp bis 2050“ schon länger unterstreicht.

Klimaneutrale Gesellschaft

Um diese Ziele umsetzen zu können, braucht die flämische Landesregierung auch die Mitarbeit der Industrie, doch diese soll mit Zuschüssen aus der öffentlichen Hand auf erneuerbare Energie für das Vorhaben gewonnen werden. Gleiches wird auch im Bereich Wohnen und Heizen erwartet. Wohnungen und Häuser sollen besser isoliert werden und bei Heizungen soll auf Kohle und Heizöl und mittelfristig auch auf Erdgas verzichtet werden.

Verkehr und Energie

Bis 2020 will Flandern den Verkauf von neuen Diesel- und Benzinautos halbieren und ab 2050 sollen überhaupt keine Fahrzeuge mit Brennstoffantrieb mehr auf dem hiesigen Markt angeboten werden. Hier zeigt sich sogar der belgische Verband der Automobilindustrie Febiac begeistert, doch deren Sprecher Joost Kaesemans sagte dazu gegenüber der flämischen Tageszeitung De Morgen, dass hier noch viel zu tun sei:

„Dann hoffe ich, dass schnell bessere Batterien auf den Markt kommen und die Regierung muss in eine bessere Lade-Infrastruktur investieren. Gleichzeitig stelle ich mir auch die Frage, mit welcher Energie wir unsere Autos volltanken werden. Man mag dann grüne Autos haben, doch wenn man dazu aus Braunkohle in Deutschland gewonnenen Strom importieren muss, hat das keinen Wert.“

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