Nur wenige belgische Grundschulen bieten Fremdsprachenunterricht an

Nur wenige Schüler in Belgien erhalten bereits in der Grundschule Fremdsprachenunterricht. Der europäische Durchschnitt liegt bei knapp 84 Prozent. In Belgien haben 2014 gerade einmal 37 Prozent der Schüler mindestens eine Fremdsprache in der Grundschule gelernt. Das geht aus einem Bericht des statistischen Amtes der Europäischen Union, Eurostat, hervor.

Der Eurostat-Bericht ist an diesem Montag anlässlich des Europäischen Tages der Sprachen veröffentlicht worden. Der Europäische Tag der Sprachen findet jedes Jahr am 26. September statt.

Laut Bericht lernten alle bzw. nahezu alle Grundschüler in Zypern, Luxemburg und Malta (je 100,0%), Kroatien, Italien und Österreich (je 99, 9%) sowie in Spanien (99,5%), Frankreich (99,0%) und Polen (97,7%) im Jahr 2014 Fremdsprachen. Auf EU-Ebene lag dieser Anteil bei 83,7%. In einigen Mitgliedstaaten wie Luxemburg erlernten die Schüler gar zwei oder mehrere Fremdsprachen in der Grundschule.

Belgien hingegen ist diesbezüglich weit von einem Musterschüler entfernt. Hier haben nur 37 % im Jahr 2014 Fremdsprachenunterricht in der Grundschule erhalten. Belgien kann sich also unter Portugal und Slowenien reihen. In diesen Ländern erhielten im Jahr 2014 ebenfalls weniger als die Hälfte der Grundschüler Fremdsprachenunterricht.

Flandern, ein noch schlechterer Schüler als Wallonien

Flandern schneidet im Vergleich zu Wallonien noch schlechter ab. In Flandern wird erst ab der 5. Klasse Französisch unterrichtet. Der Französischunterricht in der 5. und 6. Klasse ist auch erst seit 2004 Pflicht in Flandern.

Ein Unterrichtsfach wie Geschichte oder Erdkunde in einer Fremdsprache folgen, können die flämischen Schüler sowieso erst in der Sekundarstufe und die beginnt hierzulande mit der 7. Klasse. In Norwegen sind sie offenbar viel "sprachflexibler" als in Belgien. Kinder in Norwegen können zum Beispiel schon ab dem 6. Lebensjahr Unterricht in einer anderen Sprache als ihrer Muttersprache folgen.

Auch in Flandern sollte der Fremdsprachenunterricht viel früher eingeführt werden, heißt es an der Freien Universität von Brüssel VUB. "Uns sollte nichts daran hindern, schon früher mit dem Fremdsprachenunterricht zu beginnen. Auch sollten wir unsere Methode überdenken und zum Beispiel die Möglichkeit einräumen, bereits in der Grundschule einen Teil des Unterrichts einfach in einer Fremdsprache anzubieten", betonte Els Consuegra von der VUB gegenüber der VRT. In Wallonien, so Consuegra, bestehe bereits die Möglichkeit, ab der 1. Klasse einen Teil der Unterrichtsfächer in einer anderen Sprache zu geben. "Flandern hinkt diesbezüglich hinterher."

Die von Eurostat untersuchten Daten zum Fremdsprachenerwerb an Schulen sagen allerdings nichts über die Qualität des Sprachunterrichts aus. In diesem Bereich schneidet Flandern im Allgemeinen gut ab.

Derzeit sind in der EU 24 Amtssprachen anerkannt. Hinzu kommen regionale Sprachen, Minderheitensprachen sowie Sprachen, die von Migrantengruppen gesprochen werden. Außerdem gibt es mehrere EU-Mitgliedstaaten mit mehr als einer Amtssprache.

In Belgien gelten die Amtssprachen Niederländisch, Französisch und Deutsch.

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