Bald Festpreise für Strom und Gas in Flandern?

Auch wer in diesen Tagen in Fladern mit Strom und Gas sparsam umgeht, dem flattern hohe Energierechnungen ins Haus. Und falls sich Flanderns Energieregulator VREG mit seiner Forderung nach festen Vertriebskosten für Strom durchsetzt und zwar auf Basis der Kapazität an Stelle des realen Verbrauchs, dann fallen viele Verbraucher beim Sparen aus dem Boot. Dies befürchten zumindest die Verbraucherschützer.

Immer mehr Flamen stellen fest, dass ihre Strom- und Gasrechnung steigt. Das liegt an verschiedenen Faktoren: Die Stromrechnung im belgischen Bundesland Flandern besteht aus dem Preis für den Vertrieb, für die Elektrizität selbst, für die Hochspannungs-Vergütung und der Besteuerung.

Und diese Bereiche sind jeweils variabel, denn sie hängen vom Verbrauch ab. Ab 2019 soll sich dies ändern. Ab dann soll die Vergütung für den Vertrieb ein Festpreis werden und dieser soll jeweils von der Kapazität des Anschlusses abhängen. Die flämische Landesbehörde für Energieregulierung, VREG, hält dies für logisch und empfiehlt Festpreise nicht nur für Strom, sondern auch für Gas.

Doch Verbraucherschützer und die flämischen Grünen von Groen halten dies nicht für eine gute Idee, denn sie gegen davon aus, dass ein Teil der Bevölkerung daraus nur Nachteile, sprich trotzdem hohe Energiepreise ziehen könne. Sie führen an, dass die flämische Landesregierung nun schon zum siebten Mal innerhalb der vergangenen anderthalb Jahre an Strompreis schlüsselt.

Hohe Kosten für Geringverbraucher?

Johan Danen (kl. Foto), der Energiefachmann der flämischen Grünen (Groen), glaubt sogar, dass die Festpreisidee von VREG Energiesparer bestraft und Großverbraucher belohnt: „Einige Geringverbraucher sehen ihre Stromrechnung durch die VREG-Maßnahme um 100 € pro Jahr ansteigen und zahlen fortan 182 € anstelle von 75 € Vertriebskosten. So wird einmal mehr der Anreiz, Energie zu sparen, weggenommen, denn wer viel verbraucht, der wird belohnt.“

Diese Ansicht kann der flämische Energieregulator trotz Relativierungsversuchen nicht wirklich etwas entgegensetzen. Und Groen setzt noch etwas drauf. Mieter von Häusern und Appartements haben oft keinen Einfluss darauf, wie ihr Anschluss aussieht und müssen mit Rechnungen fertig werden, die aber darauf basieren. Das dies nicht immer unbedingt die wohlhabendsten Teile der Bevölkerung und der Verbraucher betrifft, sei hier nur am Rande bemerkt.

Seit die flämische Landesregierung massiv die Solarenergie für Privathaushalte finanziell förderte, ist im Energiebereich ein riesiges Loch entstanden. Um dieses zu stopfen wird immer wieder von neuem an der Aufstellung der Strom- und Gasrechnung geschlüsselt. Doch zu einem schlüssigen Resultat für die (Gering)Verbraucher und die finanziell minderbemittelten Haushalte hat dies noch nicht geführt.

Verbraucherschützer entschieden dagegen

Die belgische Verbraucherschutz-Organisation Test Aankoop (vergleichbar mit der deutschen Stiftung Warentest) ist entschieden gegen eine Bindung der Festkosten für den Vertrieb der Elektrizität in Flandern. Zunächst, so Test Aankoop, werde dieser Festpreis angehoben und dann erst definitiv festgelegt.

Damit würden fast alle Stromrechnungen teurer. Von dieser Seite her sieht man lediglich eine Möglichkeit zur Senkung der Energierechnungen: Die Behörden sollen den Strompreis maximal an den tatsächlichen Verbrauch binden. Nur dies werde zu einem sparsamen Umgang mit Energie bei den Verbrauchern führen.

Das es zu einer effektiven, deutlicheren und ehrlicheren Tarifanpassung für Strom und Gas in Flandern kommen müsse, glaubt auch Landesenergieminister Bart Tommelein (kl. Foto) von den flämischen Liberalen Open VLD. Er will jedoch die VREG-Idee nicht einfach nur abschießen, sondern wartet auf eine Analyse dieses ersten derartigen Vorschlags zu einer solchen Vorgehensweise. Erst müsse es zu allgemeinen und gründlichen Konsultationen kommen.

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