Eisenbahner legen spontan ihre Arbeit nieder

Am späten Mittwochmorgen haben belgische Eisenbahner spontan ihre Arbeit niedergelegt. Sie protestieren damit dagegen, dass sie offenbar viele ihrer freien Tage nicht nehmen können. HR-Rail, die Personalabteilung der belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB, will den Vorgang derzeit nicht kommentieren oder auf die Situation näher eingehen.
Jonas Hamers / ImageGlobe

Am Morgen legten die Mitarbeiter der Bahnwerkstätten von Schaarbeek und Vorst in Brüssel und von Kinkempois, Salzinnes, Cuesmes und Charleroi in Wallonien nieder. Im Laufe des Vormittags schlossen sich auch deren Kollegen aus Mechelen (Prov. Antwerpen), das Schalterpersonal in Brüssel-Nord und einige Stellwerker der spontanen Aktion an. Das bedeutet, dass am Mittwochmittag keine Züge auf der Verbindung Namür-Charleroi mehr fahren konnten.

Gewerkschaftssprecher gingen am Mittag davon aus, dass die Aktion im Laufe des Tages noch ausgeweitet wird und sie wollen das Fahr- und Bordpersonal dazu bringen, ab 22 Uhr am Abend ebenfalls in den Streik zu treten. Zur Begründung für diese unangekündigten Aktionen hieß es, dass die Eisenbahner ihre freien Tage, Urlaubstage und Überstunden nicht nehmen können, was vor allem im Bereich der Werkstätten, so schwer gearbeitet werde, ein großes Problem sei.

Staatsrat

Stein des Anstoßes ist ein Plan von HR-Rail, nach dem die Eisenbahner einen bis zwei freie Tage pro Jahr verlieren sollen. Dagegen legten die Gewerkschaften Einspruch beim Staatsrat ein, doch ein Urteil steht noch aus. Jetzt werfen die Gewerkschafter dem juristischen Arbeitgeber der Eisenbahner vor, schon jetzt an der Umsetzung seines Vorhabens zu arbeiten. Deshalb wollen die Arbeitnehmer nicht auf einen Spruch des Staatsrates warten. HR-Rail nahm noch keine Stellung zu diesen neuerlichen Sozialkonflikt bei der Bahn.

Bei der Bahn, genauer bei der NMBS/SNCB und beim Infrastruktur-Dienstleister Infrabel, gilt die 36-Stunden-Woche, doch faktisch müssen die Eisenbahner länger arbeiten. Dies wird mit Kompensationstagen abgegolten.Und darum geht es hier. HR-Rail will diese Tage kürzen.

Erste Gespräche ohne Resultat

Eine erste Gesprächsrunde zwischen der Bahndirektion und den Gewerkschaften führte am Mittwochnachmittag zu keinem Resultat. Die Eisenbahner wollen von einer Reform des Berechnungsvorgangs der Arbeitstage so lange nichts wissen, wie darin vorgesehen ist, dass sie einen bis zwei ihrer aufgebauten Kredittage verlieren sollen. Die Stoßzeit am Mittwochabend soll von der Arbeitsniederlegung, die in erster Linie in den Werkstätten stattfindet, nicht beeinträchtigt werden.

„Wer am Morgen zur Arbeit gefahren ist, der kommt am Abend auch nach Hause“, hieß es dazu von Gewerkschaftsseite her. Für Donnerstag könne man aber nichts garantieren. Wenn sich das fahrende Personal, Schaffner oder Lokführer, dem Streik anschließen, könnte der Bahnbetrieb dann gut und gerne zusammenbrechen.

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