Auch StädteRegion Aachen will Jodtabletten an Bevölkerung ausgeben

Nachdem an diesem Donnerstag bekannt wurde, dass die belgischen Behörden Jodtabletten an alle Belgier verteilen wollen, die im Umkreis von 100 Kilometern zu einem Atomkraftwerk leben, hat die StädteRegion Aachen nun entschieden, den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger offiziell zu bitten, einem solchen Vorgehen auch in Deutschland zuzustimmen und es den Belgiern gleichzutun.

In einer Pressemitteilung wird der Städteregionsrat mit den Worten zitiert: "Die Entscheidung der belgischen Gesundheitsministerin Maggie de Block, spätestens 2017 das ganze Land mit Jodtabletten zu versorgen, bestätigt unsere Sorge."

"Offensichtlich gibt es nun auch auf belgischer Seite erhebliche Vorbehalte, was die Sicherheit der Kraftwerksblöcke betrifft. Anders ist dieser Schritt nicht zu erklären", so Helmut Etschenberg.

Der Städteregionsrat wolle sich noch in dieser Woche mit einem offiziellen Schreiben an den NRW-Innenminister wenden. Die Jodtabletten würden schon jetzt dezentral in den Feuerwehrgerätehäusern der Kommunen vorgehalten. Sie gehörten aber dem Land und deshalb müsse das Innenministerium einer Vorabverteilung zustimmen.

Vor allem Menschen, die jünger als 45 Jahre sind, sollen vorsorglich mit Jodtabletten eingedeckt werden, damit sie im Ernstfall Zugriff auf Kaliumiodid haben. Personen, die älter als 45 Jahre seien, würde von einer Einnahme abgeraten, da mit steigendem Alter häufiger Stoffwechselstörungen der Schilddrüse auftreten, heißt es. Außerdem nehme im Alter die Wahrscheinlichkeit ab, an durch ionisierende Strahlung verursachtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken.

Die Klagen laufen

Erst vor etwa einer Woche war bekannt geworden, dass eine deutsche Expertenkommission erhebliche Zweifel an den nötigen Sicherheitsreserven der maroden Stahlbehälter in den Kraftwerksblöcken „Tihange 2“ und „Doel 3" hat. Daraufhin hatte die zuständige Bundesministerin Barbara Hendricks die belgische Regierung um eine – zumindest – temporäre Abschaltung dieser Atommeiler gebeten. Ein bis dato einmaliger Vorgang, der noch am selben Tag mit einem eindeutigen „Nein“ aus Belgien abgewiesen worden sei, heißt es in der Mitteilung.

Eine Klage der StädteRegion Aachen vor dem Staatsrat läuft seit Februar. Dieser Klage wolle sich jetzt auch das Land NRW anschließen. Parallel bereite eine Allianz von inzwischen über 60 Kommunen einen gemeinsamen Termin in Brüssel vor, um dem zuständigen EU-Energiekommissar Miguel Arias Cañete ein Informations- und Auskunftsersuchen zu überreichen.

Daneben bereiteten die StädteRegion Aachen und jeweils eine Kommune aus Luxemburg und den Niederlanden separate Klagen vor einem ordentlichen Gericht in Belgien vor.

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