Die Bahn will bis zu 2.300 Stellen streichen

Wenn es von der Direktionsebene abhängt, dann arbeitet die belgische Bahngesellschaft NMBS/SNCB in rund drei Jahren mit bis zu 2.300 Mitarbeiter weniger. Dies ist aus einem Vorschlagspapier zu einem neuen Sozial- und Tarifabkommen zwischen der Bahn und den Gewerkschaften ersichtlich, den die belgischen Wirtschaftsblätter De Tijd und L’Echo vorab konsultieren konnten.

Bisher wurde davon ausgegangen, dass die belgische Eisenbahn innerhalb der kommenden sechs Jahre rund 6.000 Stellen abbauen wolle. Doch jetzt sehen die neuen Vorschläge der NMBS/SNCB-Gruppe vor, die Sache zu beschleunigen, bzw. Kurzfristiger zu gestalten. Danach sollen innerhalb von nur drei Jahren knapp 2.300 Mitarbeiter weniger bei der Bahn beschäftigt werden. Das entspricht in etwa 7 % des gesamten Personalbestandes der Bahn. Allerdings ist dies der Stand der Dinge vor den Sozialverhandlungen mit den Gewerkschaften.

Bahnchef Jo Cornu (kl. Foto) hält zudem weiter an seiner Idee fest, die Tarife für die Nutzung bestimmter Züge innerhalb der Stoßzeiten zu erhöhen, auch wenn dies die Gewerkschaften und die Fahrgastverbände kategorisch ablehnen. Und, die Bahn fordert von ihrem Personal, dass es die Produktivität deutlich steigert. Dies soll für mehr Einnahmen sorgen. Die Arbeitnehmervertreter wollen am Mittwoch noch nicht auf die Vorschläge der Bahn in Sachen Sozial- und Tarifplan reagieren.

Dass die Zeit in Sachen Personal bei der belgischen Eisenbahn drängt, liegt aber auch am Durchschnittsalter der hiesigen Eisenbahner. Innerhalb der kommenden 10 Jahren wird rund die Hälfte des heutigen Personalbestandes pensioniert. Das bedeutet aber auch, dass die NMBS/SNCB auch in den kommenden Jahren noch weiter massiv neue Mitarbeiter anwerben muss.

Infrabel vs. NMBS/SNCB

Zusätzlich zu den Plänen der Bahn bezüglich der Wirtschaftlichkeit, der Reduzierung des Personals und der Tarifgestaltung deutet sich ein Streit zwischen den einzelnen Geschäftsbereichen bei der NMBS/SNCB-Holding an. Die NMBS/SNCB, die für den Bahnverkehr sorgt, will der Betreibergesellschaft der Bahninfrastruktur, Infrabel, in Zukunft weniger für die Nutzung der Gleise zahlen. Davon hält Infrabel nun gar nichts. Und Bundesverkehrsministerin Jacqueline Galant (MR) gibt in dieser Frage derzeit keinen Kommentar ab.

Züge auf Automatik?

Bahnchef Jo Cornu äußerte jetzt auch Vorschläge dazu, wie der dichte Bahnverkehr in Ballungsgebieten, wie der belgischen Hauptstadt Brüssel begegnet werden kann.

Er schlägt vor, die Züge, die durch den Tunnel der so genannten Brüsseler „Nord-Süd-Verbindung“ zwischen dem Nordbahnhof über den Zentralbahnhof bis zum internationalen Bahnhof Brüssel Süd/Midi (bzw. in der Gegenrichtung) fahren, automatisch zu betreiben. Dies würde mehr System und Sicherheit bieten, als mit Lokführern, so Cornu.

Allerdings bleiben die Lokomotivführer in diesem Fall weiter an Bord der Züge, um den Rest ihrer Strecke selbst an den Reglern zu sein. Das dies möglich ist, beweisen die belgischen Hochgeschwindigkeitsstrecken, auf denen die Züge auf Autopilot fahren, wobei die Lokführer den Führerstand weiter besetzen und die Fahrt beobachten. Ob dies ein Rezept für den dichtgedrängten Zugverkehr im Brüsseler Bahntunnel sein kann, müsste also bewiesen werden.

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