Radikaler Islam: Belgien hadert mit Saudi-Arabien

Nicht erst seit den Anschlägen von Paris am 13. November fordert die Opposition in Belgien eine Änderung der Haltung von Politik und Wirtschaft gegenüber Saudi-Arabien. Hier stoßen wirtschaftliche Belange auf Wahhabismus, eine sehr strenge Form des Islam. Saudi-Arabien soll verantwortlich für die Radikalisierung vieler Moslems weltweit sein, so die Kritik und damit auch Terrorbewegungen, wie IS stützen.

Verschiedene Medien in Belgien melden in diesen Tagen, dass die belgische Bundesregierung auf die harsche Kritik der Opposition gegenüber Saudi-Arabien eingeht. Unter anderem wurde jetzt, wie die flämische Tageszeitung De Standaard in ihrer Freitagsausgabe meldet, ein Steuerabkommen zwischen Belgien und Saudi-Arabien aufgehoben. Einen vollständigen Abbruch der Beziehungen zwischen beiden Ländern will die belgische Mitte-Rechts-Regierung aber nicht vollziehen, wie Premierminister Charles Michel und Außenminister Didier Reynders (beide MR) angaben.

Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass Saudi-Arabien auch in Belgien seine strenge Form des Islam propagiert. So befindet sich die „Große Moschee“ am Brüsseler Jubelpark in den Händen dieses Landes. Yamila Idrissi, Abgeordnete der flämischen Sozialisten SP.A im belgischen Bundesparlament, fordert von der Regierung, dass diese der Kontrolle der Saudis über die Moschee ein Ende bereitet: „Sie ist bis heute ein Brutkasten für extremen Islam in Brüssel, Belgien und Europa.“

Die Moschee spiele eine Schlüsselrolle in der internationalen Verbreitung des Wahhabismus und des Salafismus, so Idrissi. An die Adresse von Premier Michel richtet sie die Nachricht, dass man nicht einerseits sagen könne, man wolle den radikalen Islam und den Terror bekämpfen, um dann andererseits die saudischen Prediger des Wahhabismus zu umarmen. Die flämische Tageszeitung De Morgen meldete dazu, dass sich einer der Imame der „Großen Moschee“ vor einiger Zeit in Richtung Syrien abgesetzt habe.

Saudi-Arabien steht schon lange im Verdacht, den radikal-islamischen Terrorismus in der Welt zu finanzieren. Doch immer wieder verweisen Politik und Wirtschaft auf die Wichtigkeit des Handels und der diplomatischen Beziehungen mit diesem Land. Derzeit investiere das saudische Unternehmen ERS im Hafen von Antwerpen, was 900 Jobs liefern soll. Die flämischen Grünen von Groen fordert, dass jedes Geschäft mit den Saudis genau gescreent werden müsse. Der flämische sozialistische Abgeordnete Dirk Van der Maelen (SP.A) wischte das Argument der ERS-Investition vom Tisch: „Für 900 Jobs lässt man in Paris 130 Menschen abknallen.“

BELGA/WAEM

Was ist Wahhabismus?

Die Anhänger des Wahhabismus, auch Salafismus genannt, folgen einer sehr streng konservativen Form des sunnitischen Islam, die alle anderen islamischen Glaubensformen ablehnt. Sie nehmen für sich in Anspruch, den Islam in seiner authentischsten Form zu vertreten.

Die meisten Wahhabiten leben in Saudi-Arabien und in Katar, wo diese Form des Islam auch die Politik beeinflusst. Das internationale Al-Qaida-Terrornetzwerk steht den Wahhabiten nahe und auch die Lehren der Taliban sind dem Wahhabismus nicht fern. Der IS mit seinem Kampf für ein Kalifat beruft sich ebenfalls auf die strengsten Formen des Islam.

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