Doel: Nächtliche Explosion war kein Atomunfall

Am Samstagabend gegen 23 Uhr hat es in einem Transformator am Reaktor 1 im Kernkraftwerk von Doel bei Antwerpen gebrannt. Der Brand hatte eine kleine Explosion zur Folge. Das Feuer war rasch gelöscht. Zu einem Atomunfall kam es nicht, denn der Reaktor Doel 1 ist abgeschaltet und es befindet sich dort kein nukleares Spaltmaterial. Inzwischen wachsen aber wieder die Sorgen der Atomkraftgegner.

Der Reaktor Doel 1 im gleichnamigen Kernkraftwerk bei Antwerpen ist bereits seit Februar 2015 stillgelegt, da er seine maximale Lebensdauer von 40 Jahren erreicht hat. Deshalb befand sich auch während des Unfalls am Samstagabend kein Spaltmaterial in dem Reaktor, wie Els De Clercq, die Sprecherin von Kraftwerksbetreiber Electrabel gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion angab: "Der Vorfall hat mit dem nuklearen Bereich des Kraftwerks nichts zu tun."

Der Brand war schnell gelöscht: "Solch ein Transformator hat ein eigenes Löschsystem." Für die Umwelt und die Bewohner der Gegend um das Atomkraftwerk habe zu keiner Zeit Gefahr bestanden, so Electrabel weiter.

Derzeit wird die Ursache des Vorgangs untersucht. Kraftwerksbetreiber Electrabel will dabei die belgische Bundesagentur für Reaktorsicherheit (FANC) mit ins Boot nehmen. Am Sonntagmorgen war unklar, ob dieser Vorfall langfristig Folgen haben wird. Die Stromversorgung in Belgien ist nicht in Gefahr, da der Reaktor Doel 1 bereits seit fast einem Jahr abgeschaltet ist. Und doch hatte der Vorfall kurzzeitig Folgen für das Elektrizitätsnetz in der Antwerpener Region.

"Spannungstief"

Die Transformatoren bilden die Verbindung zwischen den Kernreaktoren des Atomkraftwerks und dem Stromnetz. Die Trafos arbeiten in zwei Richtungen: Sie können Strom ins Netz leiten aber auch aus dem Netz abziehen. Stromnetzbetreiber Elia bestätigte inzwischen Meldungen, nach denen lokal kurze Stromausfälle festgestellt wurden.

Dies so ein Elia-Sprecher, habe für ein "Spannungstief" gesorgt. Eine der Folgen war, dass die regionale Antwerpener Müllverbrennungs- und Stromzentrale ISVAG in der Ortschaft Wilrijk kurzzeitig ausgefallen war. Die Stromunterbrechung nach dem Doel-Vorfall hatte einen Notfall ausgelöst und die Anlage heruntergefahren.

Atomkraftwerk Doel: Derzeit nur ein Reaktor am Netz

Von den verschiedenen Kernreaktoren im Atomkraftwerk Doel ist nur noch der Reaktor Doel 4 am Netz. Er liefert 1.000 MW Energie. Die Reaktoren Doel 1 (433 MW) und Doel 2 (433 MW) sollen bei grünem Licht für eine Laufzeitverlängerung von Seiten der belgischen Bundesregierung ab dem 1. Dezember wieder ans Netz gehen und werden derzeit dahingehend vorbereitet. Der Reaktor Doel 3 (1.000 MW) ist wegen des bekannten Problems der Haarrisse in der Reaktorummantelung seit geraumer Zeit vom Netz nicht mehr am Netz.

Sorgen bei Opposition und Anwohnern

Dieser neuerliche Zwischenfall in einem belgischen Kernkraftwerk mag glimpflich verlaufen sein. Das verhindert aber nicht, dass sich die Menschen Sorgen machen. Die Opposition im flämischen Landesparlament reagierte durch den Trafobrand im Meiler Doel 1 aufgeschreckt. Und auch belgische Bundespolitiker sind alarmiert.

Der sozialistische flämische Abgeordnete und Bürgermeister von Ostende, Johan Vande Lanotte (SP.A), sprach von einen Zwischenfall mehr in einer langen Reihe von Problemen und forderte gleichlautend mit den grünen Parteien Groen und Ecolo einen Verzicht auf eine Laufzeitverlängerung der veralteten Meiler Doel 1 und 2.

Inzwischen machen sich auch die Bewohner des Nachbarlandes Niederlande sorgen. Die Ortschaften Bergen-op-Zoom und Woensdrecht liegen in der Nähe der Grenze zu Belgien und das Kernkraftwerk Doel ist ebenfalls recht grenznah angelegt. Damit deutet sich hier das gleiche Szenario an, wie im deutsch-belgischen Grenzland, wo man sich über die Sicherheit im nahegelegenen Atomkraftwerk Tihange bei Huy in der Provinz Lüttich sorgen macht.

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