Inwieweit spielt Integration bei Selbstmord eine Rolle?

Aus einer Studie der Freien Universität Brüssel (VUB) geht hervor, dass Menschen mit Migrationshintergrund, die in zweiter Generation in Belgien leben, häufiger Selbstmord begehen als ihre Eltern erster Generation. Eine misslungene Integration spielt dabei ein Rolle.

Insbesondere bei Männern marokkanischer Herkunft fällt auf, dass die Zahl der Selbstmorde in der zweiten Generation im Vergleich zur Zahl der Selbsttötungen in der ersten Generation auffallend ansteigt. Mariska Bauwelinck von der Freien Universität Brüssel erklärte hierzu im VRT-Radio: "Bei den einheimischen Belgiern ist die Zahl der Selbstmorde zwar immer noch vier Mal höher, aber zwischen den verschiedenen Migrationsgenerationen haben wir eine auffallende Zunahme, ja fast eine Verdreifachung der Selbstmorde in bestimmen Gruppen der zweiten Generation im Vergleich zur ersten feststellen können."

Weiter fügte sie hinzu: "Wir haben noch keine wirkliche Erklärung hierfür. Religion könnte dazu beitragen, dass sich die Leute geborgener fühlen. Ein möglicherweise größerer Risikofaktor könnte die Art und Weise sein, mit der die Integration erfolgt."

Noch ist nicht eindeutig geklärt, welche Mechanismen für diesen Unterschied verantwortlich sind. Eine mögliche Erklärung könnte der Unterschied in der Art und Weise sein, wie sich die Gruppen an die belgische Kultur anpassen, das heißt, wie Personen durch Erziehung in ihre kulturelle Umwelt hineinwachsen (Akkulturation).

Bauwelinck hat bei ihrer Studie die Daten der Belgier italienischer, türkischer und marokkanischer Herkunft mit denen der Belgier verglichen. Diese Gruppen sind ungefähr in der gleichen Periode nach Belgien eingewandert.

Belgien führt übrigens gemeinsam mit vier anderen Ländern die traurige Liste der Selbstmordzahlen in Europa an (14,2 Selbstmorde auf 100.000 Einwohner).

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