Schulwesen: Flandern führt die duale Ausbildung ein

Ab September 2017 sollen Jugendliche im belgischen Bundesland Flandern schon in jungen Jahren die Auswahl zwischen zwei Alternativen im Bereich Ausbildung erhalten. Sie können dann weiter ganztags zur Schule gehen oder aber Teilzeitunterricht und praktische Berufsausbildung mit einander kombinieren.

Diese zweite Möglichkeit stellt eine Form der dualen Ausbildung dar. Dabei können Jugendliche ab dem dritten oder dem vierten Mittelschuljahr rund 40 % der Zeit in der Schulklasse verbringen und 60 % im Form von praktischer Ausbildung in der Berufswelt, wie Landesbildungsministerin Hilde Crevits (CD&V) gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion dazu sagte:

„Wenn zum Beispiel 15jährige Jugendliche Prozess-Operatoren werden wollen, das sind Kontrolleure, die Bildschirme in der Produktion überwachen, dann können sie das ganztags in der Mittelschule lernen oder über das duale Lernen zu 60 % während ihrer praktischen Arbeit in einem Unternehmen.“

Am Ende dieser Ausbildung bieten beide Möglichkeiten das gleiche Diplom. Schüler, die den Ausbildungszyklus nicht bestehen, haben im dualen System die Möglichkeit, zumindest Teilabschlüsse in Händen zu haben, so Flanderns Landesarbeitsminister Philippe Muyters (N-VA):

„Im Idealfall besteht man die allgemeinen Fächer in der Schule und die technischen Bereiche am Arbeitsplatz. Falls man aber im allgemeinen Bereich Fächer nicht besteht, dann hat man zumindest einen Abschluss für den praktischen Zweig der Ausbildung in der Tasche.“

Modellregion DG

Als Modellregion für das duale Lernen in Belgien gilt die Deutschsprachige Gemeinschaft. Hier kooperiert das Zentrum für Aus- und Weiterbildung des Mittelstandes sehr eng mit den Schulen und der Unternehmenswelt. Und hier ist die duale Ausbildung seit ihrer Einführung ein großer Erfolg: Durch die hohe Qualität der betrieblichen Ausbildung finden viele Abiturienten oder Gesellen sofort nach der Ausbildung einen Job.

Damit ist die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien hier eine Vorzeigeregion. Die anderen Bundesländer in Belgien haben sich in der DG ausgiebig informiert. Neben Flandern wird auch die Region Brüssel-Hauptstadt dieses System prüfen, unter anderem in Kooperation mit dem Audi-Werk im Brüsseler Stadtteil Vorst. Nicht zuletzt will auch Wallonien versuchen, der hohen Jugendarbeitslosigkeit mit der dualen Ausbildung etwas entgegenzusetzen.

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