Wieder Bahnstreik: Der Verbraucherschutz klagt

Der Verbraucherschutzbund Test Aankoop/Test Achats will über die Justiz Schadensersatz für die Bahnpendler bei der belgischen Eisenbahngesellschaft NMBS/SNCB einklagen. Im Vorfeld eines weiteren Streiks am Donnerstag rufen die Verbraucherschützer die Bahnreisenden dazu auf, sich einer entsprechenden Sammelklage anzuschließen. Das könnte die größte Sammelklage in der belgischen (Justiz)Geschichte werden.

Von Mittwochabend, 22 Uhr, bis Freitagfrüh, 3 Uhr, streikt die unabhängige belgische Lokführergewerkschaft ASTB für eine bessere Bezahlung der Lokführer und für eine Anpassung der derzeit angewandten Prämiensysteme. Die traditionellen Transportgewerkschaften unterstützen diesen Streik nicht, denn sie setzen auf Dialog. Doch die ASTB ist der Ansicht, dass die letzten Treffen mit der Bahndirektion nichts gebracht haben und setzt auf Streik. Da sich dieser nicht offiziell anerkannten Gewerkschaft viele Lokführer angeschlossen haben, wird der Bahnverkehr wohl am Donnerstag weitgehend lahmgelegt werden.

Für die Verbraucherschützer von Test Aankoop/Test Achats - vergleichbar mit der deutschen Stiftung Warentest - ist das Maß voll. Der ASTB-Streik von Donnerstag wird der siebte Bahnstreik innerhalb von acht Monaten. Nach Angaben der Verbraucherschützer haben die sechs vorangegangenen Bahnstreiks einen Schaden von rund 24,5 Mio. € angerichtet. Das sind im Durchschnitt 35 € pro Halter eines Abonnements bei der Bahn. In der Frage von Schadensersatz für die Betroffenen mache es sich die Bahn durch komplizierte Verfahren und durch die Nicht-Anerkennung von Zugausfällen zudem zu einfach. Viele Abonnenten bleiben auf ihrem Schaden sitzen, so Test Ankoop.

Jetzt will Test Aankoop/Test Achats die von ihnen errechnete Summe bei der nationalen Bahngesellschaft NMBS/SNCB einklagen, entweder über eine gütliche Einigung oder über ein Gerichtsverfahren. Geschädigte sind dazu aufgerufen, sich der Klage anzuschließen, um so mit der vielleicht größten Sammelklage Belgiens Druck auszuüben. Das Vorhaben ist ein Wink mit dem Zaunpfahl sowohl in Richtung Bahn, um endlich redliche Tarifverhandlungen mit ihrem Personal abzuschließen, aber auch in Richtung Gewerkschaften (ob anerkannt oder auch nicht), um endlich einen anderen Weg zu finden, als über die ständigen Streiks Druck ausüben zu wollen und damit einen nicht unerheblichen volkswirtschaftlichen Schaden zu hinterlassen.

Kein Grund zur Panik?

Test Aankoop/Test Achats will der Bahngesellschaft NMBS/SNCB einen Monat lang Zeit lassen, um auf den Vorgang zu reagieren. Bei der Bahn selbst sieht man angesichts des Protestes der Verbraucherschützer keinen Grund zur Panik und verweist auf die Möglichkeit für von Streik betroffene Bahnpendler, Entschädigungen zu beantragen…

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