Lieben Flamen Belgien doch mehr als viele dachten?

Die jüngste Studie der Katholischen Universität Löwen, in der 1.183 Wähler zu ihren politischen Überzeugungen befragt wurden, zeigt, dass wieder mehr Flamen ihr Vaterland lieben und die Zahl derjenigen, die ein unabhängiges Flandern wollen, zurückgeht.

Die KU Löwen führt für gewöhnlich nach jeder Wahl eine Umfrage durch. Sie versucht die wichtigsten Themen zu ermitteln, die die Wähler beeinflusst haben.

Erstmals seit den 90er Jahren nimmt, das geht aus der jüngsten Umfrage hervor, der Wunsch vieler Flamen nach mehr Befugnissen für die Region Flandern ab. Die Zahl derjenigen, die hinter der heutigen Staatsstruktur steht, hat sich hingegen verdoppelt.

So hat auf die Frage, für welche Zukunft Belgiens sich der Flame entscheide, nur noch 36,4 Prozent "für mehr Flandern" geantwortet. 2010 lag der Anteil noch bei 52 Prozent.

Die Wähler, die wollen, dass Flandern alle Kompetenzen übertragen bekommt, sind also erstmals seit langer Zeit nicht mehr in der Mehrheit. Viele Flamen fühlen sich mehr denn je belgisch, geht aus der Studie hervor.

56,1 Prozent hat zum Beispiel auf die Frage, zu welchem "Ganzen" sich der Flame selbst zugehörig fühle, "Belgien" angekreuzt. Nur 27,7 Prozent gab die "flämische Region" und gerade einmal 12,8 Prozent die "Gemeinde oder Stadt" an.

Die Ergebnisse der Umfrage sind auffallend und stehen im Grunde im krassen Gegensatz zu den letzten Wahlergebnissen. Noch bei den letzten Wahlen im Mai 2014 gingen nämlich die flämischen Regionalisten von der N-VA als die großen Wahlsieger hervor. Die N-VA, die Partei von Bart De Wever, hat eigentlich eine separatistische Agenda. Ihr Ziel ist nach wie vor, zunächst eine Konföderation und schließlich die  Autonomie Flanderns zu erreichen.

Sind die Flamen der Staatsreformen müde?

Die Forscher erklären das paradoxe Umfrageergebnis mit der Tatsache, dass die N-VA sich mit Erfolg als Alternative bei den Wahlen profiliert und eine sozial-wirtschaftliche Reformregierung versprochen habe. Das Thema Staatsreform habe jedoch auch unter den N-VA-Wählern selbst eine untergeordnete Rolle gespielt.

Viele Wähler sind offenbar des Streites um die Befugnisse der Teilstaaten müde und ein Teil der Wähler scheint damit zufrieden zu sein, dass ihre Forderungen endlich zu einer neuen Staatsstruktur geführt haben und will keine Rückkehr mer an den Reform-Verhandlungstisch.

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