Waffen für Libyen via Flughafen Ostende?

Der Regionalflughafen in Ostende (Foto) soll eine Drehscheibe für illegale Waffenlieferungen mit Ziel Libyen sein. Das behauptet zumindest die libysche Regierung. Diese Behauptung wird von Seiten der Vereinten Nationen bestätigt, wie die flämische Tageszeitung Het Laatste Nieuws dazu meldet.

Offenbar ist der Regionalflughafen von Ostende der einzige europäische Flughafen, von dem aus noch Flüge ins nordafrikanische Bürgerkriegsland Libyen starten. Zielflughäfen der Flüge aus Ostende sind die Hauptstadt Tripoli und die Hafenstadt Misurata. Nach Angaben der libyschen Regierung sind die mit Cargo-Maschinen nach Libyen kommenden Waffenlieferungen für verschiedene Rebellengruppen bestimmt, auch für islamistische Gruppierungen.

Drahtzieher der Waffenlieferungen scheint ein libyscher Geschäftsmann mit Kontakten in der gesamten arabischen Welt zu sein. Waffenlieferungen an Libyen stehen aber seit dem Ausbruch des dortigen Bürgerkriegs nach dem Sturz von Diktator Gaddafi unter Embargo, sprich, sie sind international verboten. Experten der Vereinten Nationen unterrichteten die belgischen Behörden wohl schon letztes Jahr über mögliche illegale Lieferungen von Waffen und Munition über den Flughafen von Ostende in Richtung Misurata und Tripoli.

Die UN-Beobachter kamen den Vorgängen auf die Spur, als verdächtige Frachtpapiere auftauchten, die auf die Beförderung von Tieren hinwiesen. Die belgischen Behörden haben nach Angaben von Het Laatste Nieuws einmal in Ostende einen Frachtflug nach Libyen kontrolliert, wollen aber nichts Verdächtiges festgestellt haben.

Präzise Angaben zu dem Thema kann auch die Redaktion dieser flämischen Tageszeitung nicht wirklich geben, denn aus dem Bürgerkriegsland Libyen ist offenbar derzeit kaum möglich, neutrale Informationen zu erhalten. Ausländische Beobachter oder Journalisten haben dort einen schweren Stand. Doch müssten eigentlich Hinweise von Seiten der Vereinten Nationen ausreichen, um die belgischen Behörden in Aktion schreiten zu lassen. Alleine die Tatsache, dass die Flüge von auf der internationalen schwarzen Liste stehenden libyschen Fluggesellschaften durchgeführt werden, die in Pakistan oder in Moldawien registriert sind, ist schon verdächtig genug. Zudem sind die Absender der Lieferungen Unternehmen aus verschiedenen arabischen Ländern aus den derzeitigen Konfliktregionen.

Die Beobachter der Vereinten Nationen wurden auf die Waffenlieferungen aufmerksam, weil die Frachtpapiere der verdächtigen Flüge auf den Transport von lebenden Tieren hinweisen. Warum allerdings werden Sittiche oder Pferde aus arabischen Golfstaaten über einen belgischen Flughafen in ein Bürgerkriegsland, wie Libyen transportiert?

LIBYA2014

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