Milchbauern mit Lagerfeuer vor Europaparlament

Bereits 2003 wurde das Ende der Milchquote beschlossen. Ab dem 1. April ist es nun soweit und die Milchquotenregelung der EU, die 30 Jahre lang Gültigkeit hatte, endet. Die Milchbauern dürfen ab morgen also so viel produzieren wie sie wollen. Viele Milchbauern befürchten nun einen Preisverfall. Seit 7 Uhr an diesem Dienstagmorgen sitzen rund 50 Milchbauern um ein Lagerfeuer vor dem Euorpäischen Parlament in Brüssel. "Ab morgen werden wieder die Multinationals die Macht über die europäische Milchproduktion übernehmen", erklärt Erwin Schopges, der Sprecher des europäischen Milchverbandes (European Milk Board).

Auch mehrere Traktoren sind auf dem Luxemburg-Platz vor dem Parlament versammelt. Die Aktion verlaufe ruhig, heißt es.

Mehrere hundert Personen nehmen daran teil. "Wir wollen keine solche Landwirtschaft. Wir wollen eine Landwirtschaft für den Bürger und keine industrielle", so Schopges noch.

Die unabhängige Umfrage zu den Kosten der Milchproduktion in Belgien, die von der Interessenvereinigung für Milchproduzenten und dem europäischen Milchbauernverband Anfang des Monats vorgestellt wurde, setzt den Preis für Produzenten bei 46 Centimes pro Kilogramm Milch an, um die Kosten der Milchproduktion zu decken und ein gerechtes Einkommen beizubehalten.

Im Dezember 2014 haben die belgischen Milchproduzenten nur durchschnittlich 31,15 Centimes pro kg Milch erhalten. Sie warnen vor einem Preisverfall der Milch. Das wäre für viele unter ihnen fatal. Ohne ein Instrument, das die Krisen des Milchmarktes verhindere, befürchten sie, dass sie wieder wie einst vor 1984 in Milchseen versinken. Sie gehen davon aus, dass dann die Multinationals des Lebensmittelsektors die Steuerung übernehmen.

Chancen für die Bauern

Die Europäische Kommission hat offenbar eine ganz andere Sicht der Dinge: Die Milchquote habe die Landwirte bislang daran gehindert, weltweit zu expandieren. Landwirtschaftliche Betriebe könnten nun von der steigenden Nachfrage nach Milchprodukten in anderen Weltregionen profitieren, heißt es in einem Pressebericht der Kommission an diesem Dienstag.

Phil Hogan, der Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, wird mit den Worten zitiert: "Das Ende des Zeitalters der Milchquote markiert das Ende eines Kapitels in der Geschichte des europäischen und auch globalen Milchsektors. Es stellt den Beginn eines neuen Kapitels dar, eine neue Epoche ohne Produktionseinschränkungen."

Die Mitgliedstaaten könnten ja die Landwirte trotz Fall der Milchquote auch weiterhin unterstützen. Sie könnten „entkoppelte“ Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik leisten. Zudem könnten sie entlegene Gebiete unterstützen und hätten die Möglichkeit, fakultativ-gekoppelte Zahlungen für bestimmte Regionen oder Sektoren, die sich in Schwierigkeiten befinden, zu leisten, wird in dem Pressebericht vorgeschlagen.

Extreme Preisschwankungen könnten übrigens durch den öffentlichen Ankauf von Butter und Magermilchpulver oder den Regelungen zur privaten Lagerhaltung abgefedert werden.

Seit 2014 soll auch die Milchmarktbeobachtungsstelle den Milchbauern in ihrer Planung helfen. Die Stelle liefert Daten und Analysen zum Milchmarkt und macht ihn damit für Landwirte transparenter.

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