Kunstraub des Jahrhunderts geklärt?

Kurz vor dem 80. Jahrestag des Kunstraubs des Jahrhunderts, hat unser VRT-Sender einen Zeugen aufgetan, der wissen will, wo sich die Bildtafel die "Gerechten Richter", also der verschwundene Teil des "Lamm Gottes", das weltberühmte Altarbild der Gebrüder Van Eyck aus Gent, befindet. Eine bekannte Genter Familie soll im Besitz dieses Kunstwerks sein.

In der Nacht vom 10. auf den 11. April 1934 wurden zwei Bildtafeln der Gebrüder Jan und Hubert van Eyck aus der Sint-Baafs-Kathedrale in Gent gestohlen. Das Altarbild „Die Anbetung des Lamm Gottes“ war zu diesem Zeitpunkt sehr beliebt. Zwei Jahre zuvor war der 500. Geburtstag mit viel Glanz und Gloria gefeiert worden.

Die Tafel mit "Johannes dem Täufer" wurde schnell wiedergefunden -  am Südbahnhof. Ein anonymer Erpresser, mit dem auch über Lösegeld für die zweite Tafel die "Gerechten Richter" verhandelt wurde, hatte dafür gesorgt, dass die erste Tafel in den Besitz der Kathedrale zurückging. Die Verhandlungen platzten jedoch und die "Gerechten Richter" sind bis heute verschwunden geblieben.

Wer die Taufkapelle besucht, um sich die "Anbetung des Lamm Gottes" anzusehen, erblickt also nur eine 1943/44 angefertigte Kopie dieser unauffindbaren Bildtafel.

Zahlreiche Spuren, Komplottvermutungen und Scharlatane haben seither die Geschichte ausgemalt.

Im Herbst 1934 bekannte der Finanzmakler Arsène Goedertier auf seinem Sterbebett seine Beteiligung am Diebstahl der Bildtafeln des Genter Altars. Der vermeintliche Dieb Goedertier starb jedoch, bevor er den Aufbewahrungsort der Tafel preis geben konnte und bevor er sagen konnte, ob er im Auftrag gehandelt hatte.

Sogar die Deutschen hatten während des Zweiten Weltkriegs nach den "Gerechten Richtern" gesucht.

Genter Familie im Besitz der Bildtafel?

Jetzt hat die VRT einen neuen Zeuge aufgetan. Paul De Ridder, ein Historiker der Königlichen Bibliothek und Brüsseler Parlamentsabgeordneter, erzählt, dass es die "gerechten Richter" noch gibt und dass die Bildtafel im Besitz einer bekannten Genter Familie sei.

Aus Angst vor einem Skandal, trauen sich die Erben nicht, sich zu melden.

Paul De Ridder hat die Information von Robert Senelle, dem bekannten Professor für Verfassungsrecht, der letztes Jahr starb. Senelle vermittelte bei der Familie. Diese sollte die Bildtafel zurückgeben, aber Senelles Vermitllungen blieben erfolglos.

Paul De Ridder kennt den Namen der Familie, aber will ihn nicht sagen. "Ich habe versprochen, dass ich keine Namen nenne, weil ich noch immer hoffe, dass man in dieser Sache zu einer gütlichen Einigung im Interesse des Kulturerbes kommt." Er ist allerdings mit seinen Informationen zum Staatsanwalt von Gent gegangen.

Mit der jüngsten Enthülling soll Druck auf besagte Familie ausgeübt werden damit diese die "Gerechten Richter" noch vor dem 80. Jahrestag des Kunstraubs des Jahrhunderts zurück gibt.

der Genter Bischof Van Looy startet in der VRT-Sendung Terzake ebenfalls einen Aufruf in dem Sinne. Das Bistum von Gent ist der Besitzer des "Lamm Gottes".

Suche nach einer Lösung

Die Genter Familie, die noch im Besitz der "Gerechten Richter" sein soll, soll über eine mögliche Rückgabe unterschiedliche Auffassungen vertreten, weil so etwas den guten Namen der Familie ruinieren könnte. Rein theoretisch könnte auch gegen die Familie vorgegangen werden. Der Diebstahl selbst ist zwar verjährt, aber gestohlenes Gut zu besitzen, könnte als Hehlerei betrachtet werden.

Allerdings, betont Paul De Ridder noch: "Die haben nichts mit dem Diebstahl vor 80 Jahren zu tun. Sie sind aufrund von Erbschaft oder so Besitzer der Bildtafel geworden. Es ist auch nicht das Ziel, sie an den Pranger zu stellen, sondern eine Lösung zu suchen."

In welchem Zustand?

Nun heißt es abwarten, ob diese Enthüllungen und der Aufruf, die Bildtafel zurück zu geben, Wirkung zeigen. Und falls es die "Gerechten Richter" wirklich noch gibt, stellt sich auch die Frage, in welchem Zustand sich die empfindliche Bildtafel aus baltischer Eiche befindet.

Die anderen Teile des "Lamm Gottes", von Jan und Hubert van Eyck werden derzeit gründlich renoviert.

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