Das Ford-Werk in Genk wird dicht gemacht

Das Montagewerk von Ford Genk in Limburg wird geschlossen. Dies teilte die Direktion der Belegschaft am Mittwochmorgen während einer außerordentlichen Betriebsratssitzung mit. Damit verlieren mehr als 4.300 Beschäftigte ihren Job.

Für die Belegschaft von Ford in Genk in der Provinz Limburg wurden die schlimmsten Albträume war: Ihr Werk wird geschlossen. Ende 2013 endet die Produktion in diesem seit genau 50 Jahren bestehenden Montagewerk von Ford. Neben den über 4.300 direkt von der Schließung betroffenen Ford-Mitarbeitern verlieren auch vermutlich bis zu 5.500 Arbeiter und Angestellte von Zulieferfirmen ihre Arbeitsstellen.

Definitiv soll Ford in Genk Ende 2014 geschlossen werden, doch die Produktion endet bereits ein Jahr früher, wenn die letzten in Limburg montierten Mondeo‘s und Galaxy’s vom Band laufen. Ford Genk fällt der Absatzschwäche auf dem europäischen Automarkt zum Opfer. Bei Ford liegen Überkapazitäten vor und das Montagewerk in Genk ist derzeit nur zu 65 % ausgelastet. Technische Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sind eher die Regel als die Ausnahme. Zudem soll der Standort zu wenig Gewinne abwerfen.

Das bedeutet, dass die neuen Modelle der Typen S-Max, Galaxy und Mondeo nicht, wie noch vor einigen Wochen von der Europadirektion von Ford angekündigt, in Genk montiert werden, sondern im spanischen Valencia. Damit platzen auch die Träume der Zulieferer, die gehofft hatten, die Produktion würde ins Stammwerk nach Köln umziehen. Dann hätten sie vielleicht weiter ihre Produkte liefern können.

In einer Mitteilung von Ford wurde erklärt, was der US-Autobauer in Europa vor hat. Demnach reagiert der Konzern auf die Überkapazität, in dem er aus derzeit vier Montagewerken drei größere Einheiten aufbaut: Die beiden deutschen Werke (Köln und Saarlouis) bleiben bestehen und die spanische Filiale in Valencia wird ausgebaut und übernimmt die Produktion aus Genk. Das verstehen die Gewerkschaften in Genk nicht, denn ihrer Ansicht nach und auch nach Ansicht von Experten, liegen die Lohnkosten in Deutschland derzeit höher, als in Belgien und damit sind die deutschen Werke teurer. In Spanien allerdings liegen die Löhne niedriger, als im nördlicheren Europa.

Am Mittwochmorgen hatten sich tausende Mitarbeiter von Ford und von Zulieferern vor den Werkstoren versammelt, um die Direktion von Ford Europa zu empfangen. Doch diese tauchte erst gar nicht in Genk auf und ließ die Mitteilung durch die lokale Direktion verkünden. Im Laufe des Mittwochs trafen die Ford Europa-Direktoren allerdings in Brüssel mit Flanderns Ministerpräsident Kris Peeters (CD&V) und Belgiens Premierminister Elio Di Rupo (PS), um mit ihnen über die sozialen Modalitäten der Werksschließung zu verhandeln. Flandern zeigte sich dabei erbost, friert Zuschüsse ein und überlegt sogar, 2010 gewährte Subventionen zurückzufordern.

Vor genau 50 Jahren…

Zynisch ist bei dem gesamten Vorgang, dass Ford in Genk heute eigentlich den 50. Geburtstag der Grundsteinlegung für den Bau des Montagewerks feiern sollte. Am 24. Oktober 1962 wurde dies noch groß gefeiert. Zwei Jahre später, im Januar 1964 liefen die ersten Autos vom Band und zwar die damaligen Ford Taunus.

Noch in den 1990er Jahren arbeiteten in Genk 12.000 Beschäftigte bei Ford, doch in den Jahren danach sank die Zahl der Arbeitnehmer dort kontinuierlich. Das Damoklesschwert der Werksschließung schwebte schon länger über dem Standort, konnte jedoch bisher immer auf dem politischen Weg über Millionensubventionen aus Bund und Ländern vermieden werden.

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