Brüssel: "Kanal brut" oder Kunst im Autohaus

Das Museum „Kanal - Centre Pompidou“ im früheren Showroom des französischen Autobauers Citroën in Brüssel wird wohl erst 2022 fertig werden. Einen Vorgeschmack auf das, was dann dort zu sehen sein wird, bietet eine Ausstellung mit Werken aus dem Pariser Centre Pompidou im Rohzustand des imposantem Gebäudes. Die Kunst, die dort gezeigt wird, ist so spektakulär wie das Gebäude selbst.

Ein schwebendes Haus, ein Glaspavillon, rund 300 Werke aus verschiedensten artistischen Bereichen und eine Filmfabrik für Amateure: Die Installationen in der alten „Citroën-Garage“, wie das Gebäude in Brüssel liebevoll genannt wird, sind teilweise riesig groß. Doch im „Kanal - Centre Pompidou“ wirken sie fast schon klein. Das neue Museum für zeitgenössische Kunst in Brüssel bietet auf mehr als 38 000 m² enorm viel Raum.

Die eigentliche Eröffnung des Museums ist zwar erst für Ende 2022 vorgesehen, doch das Pariser Centre Pompidou, Brüssels Partner in diesem Projekt, will mit der Ausstellung „Kanal brut“ schon jetzt einen Vorgeschmack auf das bieten, was später hier zu erwarten ist. Das französische Wort „brut“ bedeutet übrigens so viel wie „roh“. Interessant ist, dass die belgische Presse, die das Projekt als „politisch gewollt“ und als „Sozigeschichte“ einst in Grund und Boden stampfte, jetzt hellauf begeistert ist.

Man habe jetzt schon eine Dynamik in Gang setzen wollen, sagte Bernard Blistène, der Direktor des Museums im Centre Pompidou in Paris gegenüber der deutschen Presseagentur (dpa). Gleichzeitig aber gewähre man auch den Bürgern von Brüssel einen Einblick in eines der legendärsten Gebäude der Stadt. Das Centre Pompidou schloss mit der Brüsseler Hauptstadt-Region einen Partnervertrag mit 10jähriger Laufzeit ab. Die Citroën-Garage am Ijzerplein in Brüssel wurde 1933-1934 nach US-Vorbild gebaut und war damals das größte Verkaufs- und Werkstattgebäude der französischen Automarke in Europa.

Die Kosten des Umbaus der „Citroën-Garage“ in ein Museum werden auf mehr als 125 Mio. € geschätzt und diese Mittel werden von der Region Brüssel-Hauptstadt aufgebracht. Dafür, dass Paris das neue Museum in Brüssel mit seinen Werken bespielt und pro Jahr zwei Sonderausstellungen organisiert, bekommt es zwischen 2022 und 2027 jährlich 2 Mio € von der Region. Etwas mehr als 1,2 Mio. € koste alleine die aktuelle Ausstellung „Kanal brut“, wie Blistène der dpa weiter erklärte.

Gezeigt werden bei „Kanal brut“ rund 300 Werke aus den Bereichen Kunst, Design und Architektur. Sie gesellen sich zu der noch vorhandenen Infrastruktur aus der Autozeit. Das Werk „The Bridge“ von John Chamberlain, eine Skulptur aus gepresstem Stahlblech ragt aus einer ehemaligen Lackieranlage in die Höhe. Zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Stock schwebt über der Skulptur „Großer Geist Nr. 7“ von Thomas Schütte die futuristische Wohnung aus Stoff, Papier und Metall „Pao II: A Dwellings for the Tokyo Nomad Women“ von Toyo Ito.

Kanal - Centre Pompidou, Akenkaai, 1000 Brüssel
Die laufende Programmierung mit ihren ersten Ausstellungen laufen noch bis zum 10. Juni 2019. Danach wird mit dem definitiven Umbau des Gebäudes begonnen. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant.

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