Die Ravenstein Galerie in Brüssel ist 60 Jahre alt

In diesem Monat Februar feierte ein Gebäude im Brüsseler Stadtzentrum seinen 60. Geburtstag, das leider seine Bedeutung verloren hat. Und doch verbirgt sich hinter der Ravenstein Galerie eine besondere Geschichte, die für die belgische Hauptstadt Brüssel und für das vergangene Jahrhundert prägend war und eigentlich auch noch ist.

Die Ravenstein Galerie verbindet den Brüsseler Zentralbahnhof und den Kulturpalast BOZAR, der Palast der schönen Künste, am Fuße des Kunstbergs. Das Besondere an diesen klassisch anmutenden Bau ist, dass er noch gar nicht so alt ist. Diese Galerie wurde Mitte Februar 1958 eröffnet.

1958? Da war doch was? Genau: 1958 war das Jahr der Brüsseler Weltausstellung, ein Ereignis, dass die belgische Hauptstadt eigentlich bis heute prägt. Nicht wenige Bauten, die im Rahmen der Expo 58 entstanden sind, wurden kurz danach wieder abgerissen.

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Doch die Ravenstein Galerie blieb stehen und wurde zu einem renommierten Geschäftszentrum mit Luxusläden, gehobener Gastronomie und Variété. Aber vom alten Glanz der Galerie ist nicht viel übrig geblieben. Sie verkümmerte im Laufe der Jahre und Jahrzehnte zu einer Belustigungsveranstaltung mit Billigläden und ist heute eigentlich nur noch eine Passage für tausende Berufspendler oder Touristen täglich und vom Wetter unabhängig auf dem Weg vom Zentralbahnhof zum Regierungs- und Verwaltungsbezirk, bzw. zu Bürogebäuden und dem Park am Königlichen Palast.

Damit erfüllt die Galerie allerdings städtebaulich durchaus eine logische Funktion, wie Michaël Bellon, Redakteur und Kolumnist der Brüsseler Nachrichtenplattform BRUZZ dazu schreibt. Eigentlich hat die Ravenstein Galerie dies alles aber nicht so verdient. Der Entwurf des Brüsseler Architekten-Bruderpaars Alexis und Philippe Dumont, die sowohl für das nahegelegene Shell-Gebäude zeichnen, als auch für den Sitz des belgischen Unternehmerverbandes VBO-FEB in unmittelbarer Nachbarschaft der Galerie, ist wunderbar, ästhetisch und einfach nur schön.

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Das zwischen 1954 und 1958 entstandene Gebäude gehört zur Identität dieses Viertels und ist durch seine Dimensionen - ein langer Gang, beeindruckende Treppen und ein riesiger runder Platz mit hoher lichtdurchlässiger Kuppel durchaus ästhetisch entworfen. Jüngst wurde die Galerie aufgefrischt und endlich durch die Region Brüssel-Hauptstadt unter Denkmalschutz gestellt.

Inzwischen versuchen junge Unternehmen und Geschäftsleute wieder etwas „Schwung in den Laden“ zu bringen. Es entstanden neue Gastronomiebetriebe, hippe Unternehmen im Bereich Kultur, Design und Architektur ließen sich nieder und ab und zu, wie im vergangenen Sommer, sorgen zeitlich dort aufgebaute Kunstwerke für eine neue Spannung.

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Doch vorerst prägt Leerstand die Ravenstein Galerie, was wiederum den Blick auf die Architektur an sich verschärft. Geradlinigkeit, heller Beton, gläserne Fronten, erhabene Inschriften, klare Fliesen auf den Böden und quadratische Mosaiksteine an einigen Wänden zeigen ein straffes und sogar zeitloses Design.

Heute kümmert sich die Initiative „Galerie Ravenstein“ um die Geschicke des Gebäudes. Mit dem Slogan „a historical and commercial experience“ weist das Unternehmen den Weg und es ist zu hoffen, dass in dieser Galerie ein Leben entsteht, das dem Ort und seiner glanzvollen Geschichte gerecht wird. Jedem Brüssel-Besucher sei geraten, hier einmal einen Blick hineinzuwerfen. Es lohnt sich. Phantastisch ist ein Durchgang aus Richtung Zentralbahnhof zum BOZAR.

Am Ende des langen Galeriegangs taucht der monumentale runde helle Platz auf. Die Treppen weiter nach oben allerdings sind kein monumentaler Aufgang sondern an beiden runden Seiten entlang verlaufende Stufen. Dies macht das Treppensteigen leichter und erlaubt Blicke in die Galerie und nicht nach oben auf das Ziel. Eigentlich ein genialer Wurf der Gebrüder Dumont…

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