Brüsseler Autosalon: Großes Thema Mobilität

Der 96. Brüsseler Autosalon öffnet dieses Jahr seine Tore für das Publikum vom 12. bis zum 21. Januar. Organisator Febiac, das ist der Dachverband der belgischen Automobilindustrie, kündigt für die Ausgabe 2018 5 Welt- und 13 Europapremieren an. Neben viel blinkendem Blech widmet sich der Brüsseler Salon aber auch verkehrspolitischen Themen, wie Elektromobilität und Alternativen zum Individualverkehr.

Der erste Salontag, der 11. Januar, ist ausschließlich einem Fachpublikum aus Händlern, industriellen Großkunden usw. Vorbehalten. Eröffnet wird der Salon traditionell am Tag davor vom belgischen König und der hohen Politik. Danach aber dürfen die Massen strömen.

So gut wie alle in Belgien vertretenen Automarken sind in diesem Jahr in Brüssel, auch die Kleinserienhersteller. Auf rund 60.000 m² wird alles präsentiert, was zum Individualverkehr gehört: Alle Arten Autos, Freizeitmobile, Zweiräder (inkl. Fahrräder) und auch die edelsten Luxuskarossen und Sportflitzer.

In insgesamt 8 „Palästen“ im Messezentrum am Heizel wird alles gezeigt, was mit dem Auto und allem anderen Drumherum zu tun hat. Auch das Rahmenprogramm entspricht allen Trends. So bietet der Motorradsalon einen eigenen Barbershop für zünftige Biker, Ein Trial-Zirkus ist täglich zu erleben und das Kinderprogramm hat das Thema „Disney“.

Käufersalon

Der Brüsseler Autosalon ist auch ein Käufersalon, denn viele Besucher aus dem eigenen Land informieren sich dort intensiv in Sachen Neuwagenkauf. Dazu bieten die hiesigen Händlernetze an rund 2 Monaten rund um die Salonzeit besonders günstige Konditionen, sprich Rabatte. Die sogenannten „Salon-Konditionen“ tragen enorm zum Neuwagenkauf in Belgien bei.

Etwa jeder dritte neue PKW, der in Belgien verkauft wird, wird in diesem Zeitraum abgesetzt. Dieses Jahr ist besonders interessant, dass die Kredite der Banken in Sachen Neuwagenkauf so niedrig wie nie zuvor sind. Einige Banken bieten Tarife von lediglich 0,85 % Zinsen an. Wenn das den Salon mal nicht beflügelt…

Jobbörse Autosalon

Deutlich sichtbar beim diesjährigen Autosalon in Brüssel ist der Trend, öffentlich nach geeignetem Personal zu suchen. Der in Belgien eklatante Facharbeitermangel (viele offene Stellen aber zu wenig geeignete Bewerber) geht auch an der hiesigen Automobilindustrie nicht spurlos vorbei. Die Autobauer suchen händeringend nach Technikern - nicht nur für die eigentliche Produktion (bei Volvo in Gent und bei Audi in Brüssel) sondern auch in den Händlernetzen und deren KFZ-Werkstätten landein landaus.

Ein Auto ist heute ein rollender Computer und so brauchen die Hersteller und die Garagisten eine neue Generation von Automechanikern, die man heute Mechatroniker nennt. Doch hier geeignet geschultes Personal zu finden, ist auch in Belgien nicht ganz einfach. Den Berufsschulen fehlen z.B. für die Ausbildung von Lehrlingen, Gesellen und Meistern geeignete Übungsfahrzeuge und die entsprechenden Diagnosegeräte zur Bearbeitung der Software von Autos.

Besonderheit alternative Verkehrsmittel

Zum ersten Mal in seiner 95jährigen Geschichte lässt sich der Brüsseler Autosalon dieses Jahr auf alternative Verkehrsmöglichkeiten ein und stellt eine ganze Reihe von Lösungen für die in Belgien besonders akuten Stauprobleme vor. Eine entsprechende Themenausstellung ist im „Palast 10“ zu sehen. Unter dem Motto #WeAreMobility widmet sich diese Ausstellung an den vier letzten Messetagen (18. bis 21. Januar) Themen, wie Stadtteilauto und Carsharing, Mikromobilität, Taxi- und Mitfahr-Apps, Segways und E-Bikes und vielem mehr.

Diesel oder Benzin? Oder ein anderer Kraftstoff? Hybrid? E-Auto?

Viele potentielle Autokäufer in Belgien stellen sich in diesen Tagen die Frage, welchem Kraftstofftyp ihr neues Auto entsprechen soll. Angesichts sich angleichender Preise für Diesel und Benzin in Belgien wurden 2017 zum ersten Mal mehr Benzin- als Dieselfahrzeuge zugelassen. Fachleute sind mittlerweile schon der Ansicht, dass Autos mit fossilem Antrieb (Benzin, Diesel, Hybrid mit Batterie und Benzin, LPG-Autogas…) Auslaufmodelle seien. Zudem sorgen Umweltzonen in den Großstädten (Antwerpen, Gent und seit dem Jahreswechsel auch Brüssel) für ein Umdenken.

Die Frage steht im Raum, ob nicht die Elektroautos das individuelle Verkehrsmittel der Zukunft sein wird. Noch sind diese Autos recht teuer und von der belgischen Bundesregierung angebotene Zuschüsse für den Ankauf von E-Autos bleiben weitgehend ungenutzt. Die Kunden in Belgien bleiben zurückhaltend. Argumente gegen das Elektroauto liegen auf der Hand. Zapfsäulen zum Strom tanken bleiben dünn gesät und so richtig frei von Schadstoffen ist diese Mobilität auch nicht.

Zum einen erfordert die Herstellung von Autobatterien einen enormen Energieaufwand, Rohstoffe aus seltenen Erden, wie z.B. Kobald, dass unter anderem vom belgischen Unternehmen Umicore in wenig demokratischen Konfliktregionen, wie dem Kongo abgebaut wird (hier wird immer wieder auch auf Kinderarbeit hingewiesen). Und zum anderen stellt sich die Frage, nach der Herkunft all der notwendigen der Elektrizität, wenn unsere Autofahrer- und Transportgesellschaft auf E-Autos umsteigen soll.

Angesichts der politisch z.B. in Belgien heftig geführten Diskussionen zum Thema Atomausstieg und des allgemeinen Klimawandels sind viele Fragen offen. Fossile Energiegewinnung (siehe Braunkohletagebau in Nordrhein-Westfahlen und die jüngsten Koalitionsgespräche in Deutschland nach denen die Klimaziele bis 2020 keine Priorität mehr genießen sollen) stellt sich die Frage, wie das alles gewährleitet werden soll. Neuwagenkäufer stehen vor einem Dilemma. Bieten Veranstaltungen, wie ein Autosalon, hier aufschlussreiche Antworten?

Infoblock

95. Brüsseler Autosalon, vom 12. bis zum 21. Januar 2018, geöffnet wochentags von 11 bis 19 Uhr, an Wochenendtagen von 10 bis 19 Uhr und an den Freitagen 12. und 19. Januar bieten Nocturnes einen Messebesuch bis 22 Uhr. Die Eintrittspreise liegen auch dieses Jahr wieder bei 15 € an der Tageskasse (online 13,25 €) für Erwachsene und bei 9 € (online 7,25 €) für Kinder. Nebenbei werden allerhand Kombitickets angeboten.

Weitere Hinweise entnehmen Sie bitte der Webseite des Autosalons.

Da in Brüssel mit hohem Verkehrsaufkommen gerechnet werden muss, auch durch Straßenbauarbeiten, ist eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen. Hier bietet die belgische Bahn NMBS/SNCB Sondertickets inkl. Bahnfahrt, öffentlicher Nahverkehr in Brüssel und Eintrittskarte an. Diese Sonderfahrscheine sind in allen belgischen Bahnhöfen erhältlich.

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