"Die letzten echten Belgier leben in Eupen"
Die beiden Soziologen Van Hiel und Asbrock sprachen bei einem Rundgang in Eupen Passanten an, ob sie einen Fragebogen zu ihren Befindlichkeiten zu ihrem Heimatland ausfüllen möchten und erhielten 129 ausgefüllte Bögen.
Die beiden Wissenschaftler hatten sozial-psychologische Ausgangspunkte in ihren Fragenkatalog einfließen lassen und wollten u.a. wissen, wie sich die Deutschsprachigen und die Eupener identifizieren, was sie von Belgien halten und wie die den Konflikt zwischen Flamen und Wallonen bewerten.
Die Stichproben ergaben, dass sich die Leute in Eupen sehr mit ihrer eigenen Gemeinschaft identifizieren, dass sie sich auf der anderen Seite aber in keinster Weise damit gegen Belgien entscheiden. Ganz im Gegenteil: Sie haben trotz ihrer eigenen Identifikation mit Ostbelgien auch ein ausgeprägtes „Belgien-Gefühl“, so die beiden Soziologen.
Die meisten der in Eupen befragten Personen wären für eine Übertragung von weiteren Zuständigkeiten aus Richtung Belgien oder der Wallonischen Region zu haben. Doch dies müsse ausdrücklich im belgischen Kontext bleiben, so die Antworten im Fragebogen. Laut Van Hiel und Asbrock ist ein Verlangen nach Unabhängigkeit von Belgien oder gar nach einem „Anschluss an Deutschland“ eher zu verwahrlosen und kaum ausgeprägt.
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Die beiden Soziologen Alain Van Hiel und Frank Asbrock versuchten, dies zu ergründen und kamen zu dem Schluss, dass dies vielleicht auch an der Tatsache liegt, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft als Region in einem Föderalstaat in der Geschichte ein recht neues Phänomen ist: „Historisch gesehen haben der Norden und der Süden der Region nicht viel mit einander zu tun gehabt. Das nördliche Gebiet war ein Teil von Limburg, die südliche Region von Luxemburg. Dazwischen lag das Hohe Venn (kl. Foto), ein fast undurchdringliches Moorgebiet. Beide Regionen entwickelten sich unabhängig voneinander, bis sie plötzlich zu einer Gemeinschaft zusammengefügt wurden.“
Trotz einer bewegten Geschichte, vor allem geprägt von den beiden Weltkriegen im vergangenen Jahrhundert, als diese Gegend ein Spielball zwischen Deutschland und Belgien war, als die jungen Leute während des Zweiten Weltkriegs zwangsweise für das Dritte Reich kämpfen mussten und später dafür als Kollaborateure gebranntmarkt wurden, hegen die Ostbelgier heute kaum noch negative Gefühle gegenüber Belgien: „Nirgendwo in Belgien haben die Menschen so viel unter diesem Krieg und unter seinen Nachwehen zu leiden gehabt.“