Flandern: Kulturerbe-Preise 2017 vergeben

Ministerpräsident Geert Bourgeois (N-VA) hat am Freitag im alten Kinosaal Roma im Antwerpener Stadtteil Borgerhout die Kulturerbe-Preise dieses Jahres verliehen. Den Preis für das unbewegliche Kulturerbe vergab er für das Kasteel Boterberg in Kalmthout (Prov. Antwerpen - Foto), ein Co-Housing-Projekt in einem Schloss in der Kalmthoutse Heise.

Insgesamt waren drei Projekte nominiert und auch die beiden anderen Objekte verdienen es, an dieser Stelle genannt zu werden. Der flämische Preis für unbewegliches Kulturerbe für besondere Restaurierungs- oder Renovierungsprojekte wird erst seit zwei Jahren vergeben und betrifft dieses Jahr Objekte, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

Für den ersten Preis erhalten die Besitzer des Kasteel Boterberg in Kalmthout 15.000 €. Dieses Schlösschen am Rande der Kalmthoutse Heide wurde in den 1870er Jahren gebaut. Einer der späteren Besitzer, der Antwerpener Bankier Hector Carlier, ließ das Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts erweitern und neu einrichten. Dabei wurden u.a. neue Außengiebel angebracht, die wie auch die Dächer und die Tore auffallende Tudor-Merkmale aufweisen.

Gut 100 Jahre später erwirbt ein Antwerpener Projektentwickler das Kasteel Boterberg, der gemeinsam mit sieben weiteren Partnern, bzw. Familien das Schloss in eine gemeinsame Wohn- und Arbeitseinheit verwandelt. Dabei wurden in den Nebengebäuden Wohnungen eingerichtet, Lofts im Schloss selbst und neben einigen Gemeinschaftsräumen auch Büros und Gästezimmer.

Die Jury war überzeugt von diesem Projekt, dass diese umfassende Restaurierung unter großem Respekt der historischen Bausubstanz gepaart mit einer Neuausrichtung der Zweckbestimmung auch unter ökologischen Gesichtspunkten besonders gelungen ist. Ministerpräsident Bourgeois gab denn auch zu erkennen, dass dieses Projekt Vorbildfunktion habe.

Der Donjon des Schlosses von Nevele

Der Turmbau des Schlosses von Nevele (Prov. Ostflandern - Foto unten) bei Gent erhielt in diesem Jahr mit rund 3.000 Stimmen den Publikumspreis. Die Familie, die dieses Schloss bewohnt, stieße bei der Renovierung auf Hinweise, die den Donjon viel älter sein ließen, als das Kasteel, zu dem er gehört. Die Mauern des Turms datieren offenbar aus dem Mittelalter und offenbar war dieser Turm ein Wohnturm. Der Donjon stammt wohl aus dem 11. Jahrhundert und der Besitzerfamilie ist es gelungen, diesen Turm mit den weiteren Gebäuden zu verbinden und daraus ein Appartement zu machen, das der Geschichte des Baus keinen Abbruch tut.

(Lesen Sie bitte unter dem Foto weiter.)

Die Architektenwohnung von Marc Dessauvage in Loppem

Das dritte für diesen Preis nominierte Gebäude beweist, dass auch moderne Architektur aus der Neuzeit, bzw. aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchaus einen Denkmalschutz- und Kulturgut-Status erhalten darf. Hierbei handelt es sich um die Architektenwohnung von Marc Dessauvage (1931-1984) in Loppem bei Zedelgem im Kreis Brügge (Westflandern - Foto unten). Dieses Wohnhaus errichtete der Architekt in den Jahren 1978 bis 1980.

Ein junges Ehepaar hatte das Haus erworben, das zu diesem Zeitpunkt bereits rund 10 Jahre leer stand. Dabei wurde aus dem Haus, dass fast eine Ruine war, wieder ein Wohnhaus. Die Besitzer restaurierten das Gebäude unter Beibehaltung des ursprünglichen Konzepts des Architekten, wobei allerdings einige Erneuerungen eingebaut wurden, wie z.B. eine nachhaltige und zeitgemäße Energieversorgung.

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