Die Kirche entschuldigt sich bei den Mischlingen

Johan Bonny (Foto), der Bischof von Antwerpen, nutzte ein Kolloquium zu den Mestizen im Senat, der zweiten Kammer im belgischen Bundesparlament, um sich im Namen der katholischen Kirche für den Umgang mit Mischlingskindern während der Kolonialherrschaft unseres Landes in Afrika zu entschuldigen.

Während der unrühmlichen Kolonialzeit Belgiens in einigen zentralafrikanischen Ländern (Kongo, Ruanda und Burundi) wurden die Kinder von weißen belgischen Männern mit schwarzen Frauen, die sogenannten Mestizen, vor allem in katholischen Einrichtungen von ihren Familien getrennt und ausgestoßen. Die Mischlingskinder störten damals das Bild von der strikten Trennung zwischen der weißen und der schwarzen Gesellschaft in den Kolonialländern.

Viele dieser Kinder wurden von ihren belgischen Vätern gar nicht erst anerkannt und wurden in kirchliche Einrichtungen „versteckt“ und dort ihrem Schicksal, bzw. der Obhut von Geistlichen überlassen. Kurz vor der Unabhängigkeit der belgischen Kolonien wurden zudem hunderte dieser Mischlingskinder ohne Wissen ihrer afrikanischen Mütter nach Belgien gebracht und wiederum in kirchlichen Heimen untergebracht.

Dabei verloren sie jegliche Kontakte zu ihren Angehörigen in ihren Heimatländern und damit auch die Bindung zu Afrika. Und einmal in Belgien angekommen, mussten sie sich zeitlebens rassistische Bemerkungen gefallen lassen, denn hier wurden sie noch in den 1960er und 1970er Jahren als „Ausländer“ oder „Neger“ beschimpft und diskriminiert.

Nach der Entschuldigung der katholischen Kirche gegenüber den Mischlingen ruft die Vereinigung „Belgische Mischlinge“ („Métis de Belgique“/„Metis van België“) den belgischen Staat dazu auf, den leidvollen Umgang mit ihnen und die Verschleppung nach Belgien anzuerkennen.

Archive sollen geöffnet werden

Dazu sollen diese Vorgänge von damals auch wissenschaftlich erfasst werden. Die belgischen Bischöfe rufen deshalb alle katholischen Einrichtung in Belgien, in den früheren afrikanischen Kolonien und auch im Vatikan in Rom dazu auf, alle entsprechenden Archive und Dokumente zur Verfügung zu stellen. Ziel des Ganzen ist auch, den Betroffenen zu ermöglichen, ihre Angehörigen in Afrika zu finden.

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