UN-Holocaust-Archiv: Eine Kopie auch für Belgien?

Belgiens Staatssekretärin für Wissenschaften Zuhal Demir (N-VA) lässt untersuchen, ob eine Kopie des Holocaust-Archivs der Vereinten Nationen auch für Belgien interessant sein könnte. In Washington und London kann dieses Archiv bereits konsultiert werden, doch auch belgische Institutionen könnten Interesse an diesem historischen Faktenmaterial haben.

Die Vereinten Nationen haben sich dazu entschlossen, die 450.000 Seiten umfassenden Berichte der Kommission zu den Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies ist bereits online möglich und sowohl die Wiener Library in London, als auch das United States Holocaust Memorial Museum in Washington verfügen jeweils über eine Kopie der Akten.

Nach einem ersten Beitrag zu diesen Archiven, die während des Kalten Krieges in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für niemanden zugänglich verschlossen wurden, in der flämischen Tageszeitung De Morgen wendeten sich einige Senatoren aus dem belgischen Bundesparlament an Staatssekretärin Demir, zu prüfen, ob diese Archive ach für unser Land interessant sein könnten.

Demir lässt das Staatsarchiv in Brüssel jetzt die Schritte prüfen, die möglich machen könnten, eine Kopie des Holocaust-Archiv genannten Materials zu erhalten. Inzwischen meldet auch die „Gedenkstätte, Museum und Dokumentationszentrum für den Holocaust und die Menschenrechte“ in der Kazerne Dossin in Mechelen Interesse an dem Archiv an.

Veerle Vanden Daelen, die Konservatorin der Kazerne Dossin gab gegenüber De Morgen an, darüber bereits mit dem amerikanischen Wissenschaftler und Historiker Dan Plesch gesprochen zu haben. Plesch hatte jahrelang bei den Vereinten Nationen darauf gedrängt, das Holocaus-Archiv endlich für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vanden Daelen hat sogar schon bei der UN in New York in dieser Angelegenheit vorgesprochen, wie De Morgen dazu meldete.

400 Dossiers zu Belgien

Die 450.000 Seiten Archivmaterial zu den Kriegsverbrechen zwischen 1939 und 1945 bergen Fakten, die bisher nicht offiziell bekannt waren. So wird hier deutlich, dass die Alliierten bereits 1942 wussten, dass Nazi-Deutschland massiv Juden umbrachte.

In Belgien herrscht natürlich großes Interesse an den rund 400 Dossiers zum Holocaust, die unser Land betreffen. Ganz nebenbei bemerkt: Die Kommission zu den Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs stand seinerzeit unter der Leitung eines Belgiers. Das war der damalige Generalstaatsanwalt Marcel De Baer, der später Repräsentant der Vereinten Nationen in Teheran wurde. De Baer verfasste bereits 1944 Schriften zu den Gräueltaten der Nazis in Dritten Reich.

Sobald das Staatsarchiv in Brüssel Klarheit über die Formalitäten, die Kosten und die Bedingungen, die mit dem Erhalt des Archivs verbunden sind, hat, soll das belgische Außenministerium eine entsprechende Anfrage an die Vereinten Nationen richten.

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