Steve McCurry oder der Krieg in grellen Farben

Im alten Börsengebäude am Börsenplatz im Herzen Brüssels wird noch bis Ende Juni 2017 die Ausstellung „The World of Steve McCurry“ gezeigt. Diese größte diesem US-amerikanischen Fotoreporter jemals gewidmete Gesamtausstellung zeigt mehr als 200 bekannte und weniger bekannte Fotos von Steve McCurry. Darunter auch das „Afghanische Mädchen“. Unter den hier gezeigten Fotos sind einige wahre Ikonen des Fotojournalismus zu sehen, doch leichte Kost ist diese Ausstellung nicht, denn McCurrys Bilder befassen sich hauptsächlich mit Krieg und Krise.

„Reisen und fotografieren, die Welt sehen, in der wir leben. Ich kann mir keine bessere Art und Weise vorstellen, um das Leben, das uns gegeben wurde, zu leben.“ Diese Worte Steve McCurrys mögen verwundern, denn dieser heute weltberühmte amerikanische Fotoreporter berichtet in erster Linie von Kriegen und Krisen. Sein Gesamtwerk weist zwar viele wunderbare und ästhetische Fotos von Reisen um die Welt auf, doch ebenso groß ist auch der Teil seines Schaffens, der Krieg, Elend und menschliches Leid zeigt.

Steve McCurry gelingt es aber, trotz aller Härte in seinen Themen, Hoffnung zu schöpfen und sei sie auch nur so klein. Und dies in wahrlich grellen und grellsten Farben. Sein Umgang mit Farbfotografie umzugehen, basiert eigentlich auf einer Art sinnlicher Malerei mit Dias. Der berühmte aber heute nicht mehr bestehende Diafilm Kodakchrome 64 (der Legende nach hat Steve McCurry von Kodak den letzten je produzierten 64er geschenkt bekommen…) ließ ihn farbige Bilder schaffen, die ihresgleichen suchen.

Beim Betrachten der Bilder in der Brüsseler Börse erschleicht einen das Gefühl, als ob Steve McCurry beim Auslösen seiner Kamera, was meist nur Sekundenbruchteile dauert, bereits zu ahnen, wie das jeweilige Bild später nach Bearbeitung aussehen soll oder auszusehen hat. Für den Autoren dieser Zeilen ist Steve McCurry ein Maler mit der Kamera. Seine Blickwinkel sind mit kaum etwas anderem zu vergleichen. Sie schaffen Fotos, die einzigartig sind - Ikonen eben.

Und den Machern dieser Ausstellung in der Brüsseler Börde ist eine ebenso einzigartige Präsentation gelungen: Von der Decke der riesigen Börsenhalle herunter hängen transparente Planen an denen die Fotos von Steve McCurry aufgehängt wurden.

Diese Planen hängen kreuz und quer durch den Raum angeordnet und sorgen so für eine Art Labyrinth, in dem man sich mit verwunderten Augen verlaufen soll. Und immer wieder kündigen sich neue Fotos und damit neue Eindrücke an. Die Ausstellung „The World of Steve McCurry“ in der Brüsseler Börse ist unbedingt empfehlenswert. Und dabei muss man kein Fachmann für Fotografie, Journalismus oder neuzeitliche Geschichte sein. Neugierig sein reicht vollkommen…

Wer ist Steve McCurry?

Steve McCurry (geboren 1950 in Philadelphia/USA) ist ein amerikanischer Fotojournalist, dessen Reportagen aus vielen Krisengebieten weltbekannt sind. Er schuf fotografische Ikonen, wie z.B. das weltberühmte Foto des „Afghanischen Mädchens“ (kl. Foto) und ein Jahre später aufgenommenes Bild der nun zu einer Frau gewordenen Prfotagonistin (Foto unten). Nach seinem Studium zu Film und Geschichte an der Pennsylvania State University arbeitete McCurry zunächst für eine lokale Zeitung, bevor er als freiberuflicher Fotograf nach Indien ging.

Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Reportage über die sowjetische Intervention in Afghanistan. Für diese Reportage wurde er 1980 mit der Robert Capa Gold Medal ausgezeichnet. McCurry berichtete aus zahlreichen Krisenherden, unter anderem über den Iran-Irak-Krieg, den Krieg im früheren Jugoslawien oder den Golfkriegen. Immer wieder aber kehrt er nach Afghanistan zurück. Seit 1986 ist er Mitglied der Fotografenagentur Magnum.

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