Studien: Die Angst der Belgier vor dem Terror

Die Terroranschläge auf den Nationalflughafen in Zaventem und die Metrostation Maalbeek am 22. März 2016 haben das Verhalten vieler Belgier verändert. Dies ist aus einer Studie des Belgischen Instituts für Verkehrssicherheit (BIVV) ersichtlich, dass anlässlich seines 30 jährigen Bestehens seine Aktivitäten auf das allgemeine Sicherheitsgefühl im Lande ausweitet.
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Zum ersten Mal hat das Belgische Institut für Verkehrssicherheit auch das allgemeine Unsicherheitsgefühl seiner Landsleute statistisch erfasst. Demnach machen sich die Belgier in erster Linie Sorgen in Sachen Verkehr, in Sachen Wohnungseinbruch und in Sachen Terror.

Dabei haben die Anschläge des vergangenen Jahres das Verhalten vieler deutlich beeinflusst. Laut BIVV hat etwa jeder Dritte Entscheidungen unter dem Einfluss der Attentate vom 22. März getroffen. So haben viele Landsleute z.B. auf die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen oder auf Reisen und Ausflüge verzichtet.

Belgiens Innenminister Jan Jambon (N-VA) relativierte diese Erkenntnis allerdings, wobei er auf die Festivitäten zu Weihnachten und zum Jahreswechsel einging. „Die Winterevents wurden massiv besucht. Die meisten Menschen bitten um Sicherheitsmaßnahmen und sind dazu bereit, sich darauf einzulassen. Aber, wir passen unseren Tagesablauf glücklicherweise nicht den Terroristen an.“, sagte Jambon gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion.

Und doch fürchtet statistisch gesehen etwa jeder Fünfte einen neuen Terroranschlag in seiner Umgebung.

Verkehrssicherheit: Kritik und das eigene Verhalten

In der Frage der Verkehrssicherheit stellte sich in der Studie des BIVV ein deutlicher Widerspruch zwischen der allgemeinen Wahrnehmung und dem eigenen Verhalten heraus. Die Belgier fühlen sich im Straßenverkehr nicht mehr sicher, obschon die Zahl der Toten und Verletzten seit fünf Jahren sinken. Zwar wurden und werden schwere Unfälle mit Todesfolge und/oder Fahrerflucht in den Medien prominent ausgespielt, doch die nüchternen Zahlen sehen anders aus.

Vielleicht ärgern sich deshalb viele Landsleute über Verkehrsteilnehmern die zu schnell fahren oder in anderer Form Rücksichtslosigkeit an den Tag legen, doch für sich selbst legten die meisten in der BIVV-Studie befragten Landsleute die Messlatte nicht ganz so hoch. Nicht wenige halten es für zulässig, manchmal etwas zu schnell und sogar sehr schnell zu fahren. Zum Thema Verkehrskontrollen sagen die einen, dass sie nötig sind und streng sein müssen und die anderen gehen davon aus, dass sie eher als störend empfunden werden.

Laut BIVV-Studie geben sieben von 10 Autofahrern in Belgien zu, manchmal zu schnell zu fahren und jeder Fünfte telefoniert sogar ab und zu ohne Freisprechanlange während der Fahrt mit seinem Handy, was er anderen Fahrern aber nicht zugesteht…

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Auch der Islam sorgt in Belgien für Unsicherheit

Aus einer Umfrage unserer frankophonen Kollegen des öffentlich-rechtlichen Senders RTBF und der Brüsseler Tageszeitung Le Soir ist ersichtlich, dass die Mehrheit der Belgier die „Multikulti-Gesellschaft“ für gescheitert hält. Das Zusammenleben verschiedener Kulturen in Belgien funktioniere nicht, behaupten sie. Zu dieser Studie wurden 2.400 Belgier und 400 in belgische Moslems befragt und draus wird deutlich, dass sechs von 10 Landsleuten den Islam in unserer Gesellschaft ans Bedrohung erfahren.

Jeder vierte Befragte geht sogar davon aus, dass der moslemische Teil der belgischen Bevölkerung den islamistischen Terror befürwortet. Rund 65 % der Belgier haben zudem Angst durch den Zuzug von Flüchtlingen aus Krisengebieten. Diese Empfindungen der Belgier haben tatsächlich auch Auswirkungen auf das Zusammenleben in der Gegenrichtung. So fühlen sich 70 % der hier lebenden Moslems trotz ihrer belgischen Staatsangehörigkeit als Fremde im Land.

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