Jazzlegende Jean "Toots" Thielemans ist tot

Belgiens wohl bekanntester Jazzmusiker, der Harmonikaspieler und Komponist Jean „Toots“ Thielemans ist tot. Nach Angaben seines Managements ist der 94 Jahre alte Brüsseler in der Nacht zum Montag im Schlaf verstorben. Thielemans wurde unter anderem mit dem Stück „Bluesette“ weltbekannt.

Veerle Van de Poel, die Managerin von Toots Thielemans, gab an, dass der 94jährige Jazzmusiker vor rund einem Monat schwer gestützt sei und im Krankenhaus lag. Er sei zwar auf dem Weg der Besserung gewesen, doch körperlich sei er zuletzt durch sein hohes Alter sehr geschwächt gewesen.

Jean „Toots“ Thielemans, der im Brüsseler Altstadtviertel Marollen zur Welt kam, ist einer der wenigen belgischen Musiker, dem es vergönnt war, weltweit bekannt gewesen zu sein. Seine Komposition „Bluesette“ ist ein Jazzstandard geworden. In den 1950er Jahren wanderte er in die USA aus, wo er seine Laufbahn bei den Charlie Parker All Stars begann. In Europa gehörte er schon vorher zu den Begleitmusikern von Benny Goodman, wenn dieser hier auf Tournee war.

Thielemans war nicht nur ein begnadeter Harmonikaspieler und Gitarrist, sondern auch als Komponist sehr gefragt. So schrieb er die Musik für Soundtracks, z.B. für „Asphalt Cowboy“ oder „The Gateway“. Doch auch Titelmusik für TV-Serien machten ihn berühmt. So komponierte er die Titelmelodie für die flämische VRT-Krimiserie „Witse“ und für die niederländische Reihe „Baantjer“. Absolut weltberühmt ist die Melodie, die er als Titelmusik für die „Sesamstraße“ schrieb.

Jazzpreise

2013 erhielt der damals 91jährige in Hamburg einen Jazzecho, eine der wichtigsten deutschen Jazzpreise. Die Jury des Jazzecho war damals der Ansicht, dass „Toots“ die Mundharmonika in der Musik endgültig salonfähig gemacht hat. „Thielemans hat der Mundharmonika das Underdog-Image nehmen können und öffnete Türen, so dass diesem Instrument selbst in unerwarteten Klangräumen, wie dem Flamenco, Platz eingeräumt werden konnte“, so die Begründung für die Vergabe der Auszeichnung, die gleichzeitig ein Award für sein Lebenswerk war.

Schon 2004 ehrte ihn Deutschland mit der „German Jazz Trophy“, die ihm damals bereits für sein Lebenswerk verliehen wurde. Im Jahr 2009 erhielt er mit der NEA Jazz Masters Fellowship die höchste Auszeichnung für Jazzmusiker in den USA. 2001 wurde er vom damaligen belgischen König Albert II. in den Stand eines Barons erhoben.

Toots Thielemans spielte mit den wichtigsten Jazzgrößen der Welt, u.a. mit Benny Goodman, Bill Evans, George Shearing und Ella Fitzgerald. Doch auch Ausflüge in die Popwelt und in den eher unterhaltenden Jazz waren ihm nicht fremd, was Konzerte mit Paul Simon, Billy Joel oder Plattenaufnahmen mit Quincy Jones belegen.

Trauer nicht nur in Brüssel

Die Gemeinde Terhulpen in Wallonisch-Brabant, wo Thielemans zuletzt rund 20 Jahre lang lebte, hat im kommunalen Kulturzentrum „Espache Toots“ eine Kondolenzliste ausgelegt. Thielemans lebte nach eigenen Angaben sehr gerne in Terhulpen, vergaß jedoch nie seine Brüsseler Wurzeln im Marollen-Viertel. Auch hier ist die Trauer groß, denn Jung und Alt kannten ihn dort. Auch das Manneken Pis in Brüssel trauert nach dem Tod der Jazzlegende aus der gleichen Stadt. Er ist in schwarz gekleidet und hält eine Mundharmonika fest…

Inzwischen reagieren viele Musiker in Belgien und auch weltweit auf den Tod von Toots Thielemans. Er beeiflusste viele von ihnen. Wer mit ihm auftreten durfte, erinnert sich mit Wehmut an sein freundliches Wesen und wer von ihm musikalisch beeinflusst war, vermisst jetzt sein großes Vorbild.

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