Katholisches Schulwesen schafft Raum für Moslems

Das Katholische Schulwesen im belgischen Bundesland Flandern will Gläubigen anderer Religionen vollwertigen Raum in seinen Instituten bieten, damit diese sich dort entfalten können. Das betrifft auch die Moslems in Flandern. Gegenüber der flämischen Tageszeitung De Morgen sagte der Leiter des katholischen Schulträgers, Lieve Boeve, es sei Zeit für eine „Dialogschule“.

Lieven Boeve (kl. Foto) und der Theologe Didier Pollefeyt haben die so genannte „Dialogschule“ im Rahmen des Katholischen Schulwesens für Flandern entwickelt, in der man anderen Religionen die Hand reichen soll. Gegenüber De Morgen sagte Boeve dazu: „Die Zeit, in der wir lediglich Unterricht für und durch Katholiken gaben, ist wirklich vorbei. Wir wollen, dass Schulen aktiv darüber nachdenken, wie sie mit Pluralismus umgehen.“

Man könne Weltanschauung entweder wegschieben oder zum Thema machen, sagte der Leiter des katholischen Schulträgers dazu weiter am Mittwochmorgen im Programm „Hautekiet“ des VRT-Senders Radio 1: „Aus dem Dialog hinaus können wir gemeinsam an Identität arbeiten. Man kann vom Leben der anderen auch etwas über sich selbst lernen. Das ist darüber nachdenken, wie man mit einer Vielfalt an Weltanschauungen eine Gesellschaft organisieren kann.“

Praktisch bedeutet das Schaffen von Raum für Andersglaubende in katholischen Schulen in Flandern, dass z.B. Moslems oder Juden räumliche Möglichkeiten angeboten werden sollen, damit sie dort beten können oder sich aus Gründen ihrer Religiosität zurückziehen können. Man wolle nicht länger Moslems oder andere Gläubige vom Katholizismus überzeugen, so der Theologe Didier Pollefeyt dazu ergänzend: „Wir wollen Moslems, Andersglaubende und uns selbst stärken. Wir werden dabei keine Religionen vermischen, doch in katholischen Dialogschulen soll es neben christlichen Kapellen auch Platz für islamische Gebetsräume und Kopftücher geben.“

Das Ziel sei, für mehr Respekt vor anderen Religionen zu sorgen. Inzwischen wurde auch bekannt, dass gleich drei katholische Hochschulen in Flandern innerhalb ihrer Lehramtsausbildung auch die Fächer Weltanschauung und Islam anbieten werden.

Harsche Kritik aber auch Verständnis

Sehr rasch folgte am Mittwoch auch die Kritik an diesem Vorhaben des katholischen Schulträgers in Flandern. Bart De Wever, der Vorsitzende der flämischen Nationaldemokraten N-VA und Bürgermeister von Antwerpen, sagte dazu, dass sich das Katholische Schulwesen selbst abschaffen würde. Dann könne das katholische Netz auch Sittenlehre anbieten oder etwas, was er die „Lehre des Fliegenden Spaghettimonsters“ nannte…

Die flämischen Liberalen Open VLD sind der Ansicht, dass der katholische Schulträger die Moslemgesellschaft dazu missbrauche, die Säkularisierung der Gesellschaft voranzutreiben und glaubt, dass das freie, also konfessionslose Schulwesen eher für eine solche „Dialogschule“ geschaffen sei.

Flanderns Grüne (Groen) sind hingegen der Ansicht, dass in Schulen ohnehin kein Platz für Spartendenken sei. Ihnen fehlt dazu eine Vision von Seiten der christdemokratischen Bildungsministerin Hilde Crevits (CD&V).

Der rechtsradikale Vlaams Belang sprach in diesem Zusammenhang von Plänen, die „de facto zu einer freiwilligen Islamisierung“ führen würden.

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