Die Filmemacherin Chantal Akerman ist gestorben

Plötzlich und unerwartet ist die belgische Filmemacherin Chantal Akerman verstorben. Die in Paris lebende Brüsselerin wurde 65 Jahre alt. Vor allem in den 1970er Jahren machte sie bahnbrechende Filme. Ihre Themen waren die Angst und der Feminismus, die sie avantgardistisch in ihren Streifen umsetzte.
AP2011

Die Autorenfilmerin Chantal Akerman kam vor 65 Jahren in Brüssel zur Welt, zog mit Anfang 20 aber nach New York. Ihre ersten Filme drehte sie bereits im Alter von 17 Jahren, doch ihr erster Film in den USA, der Langspielfilm „Hôtel Monterey“ ließ die Filmwelt aufhorchen. Mitte der 1970er Jahre verließ Chantal Akerman New York in Richtung Paris, wo sie bis heute lebte.

Dort schuf sie bahnbrechende Filme, wie 1975 "Jeanne Dielman, 23 quai du Commerce, 1080 Bruxelles", der als ihr wichtigster Streifen angesehen wird. Weitere bekannte Filme von ihr sind auch "Je, tu, il, elle" und "Un divan à New York" (Eine Couch in New York) mit Juliette Binoche und William Hurt. Bei dieser romantischen aber auch schwarzen Komödie führte der Deutsche Dietrich Lohman die Kamera.

1982 drehte sie eine viel beachtete Dokumentation über Pina Bausch mit dem Titel „Eines Tages fragte mich Pina“ und vier Jahre später produzierte sie den Kurzfilm „Die Trägheit“ für den ZDF-Zyklus „Sieben Frauen, sieben Todsünden“. Ihre Filminstallation „From the other side“ aus dem Jahr 2002 wurde bei der Documenta11 in Kassel gezeigt.

Akerman, Tochter von Holocaust-Überlebenden aus Polen, drehte zeitweise recht radikale Filme, die weit weg vom klassischen Kino oder der Unterhaltung waren. Erst im Laufe ihrer Karriere wurden ihre Streifen wieder etwas konventioneller und erzählerischer. Sie führte nicht nur Regie, sie schrieb auch ihre Drehbücher meist selber, trat als Schauspielerin auf und komponierte am Rande ihrer rund 40 Jahre währenden Filmkarriere.

Noch 2011 wurde ihr Film „La folie Almayer“ beim Filmfestival von Venedig uraufgeführt. Zufällig läuft gerade im Brüsseler Kulturzentrum Flagey eine Retrospektive zu Chantal Akerman, bei der auch ihre neueste Produktion „No home movie“ zu sehen ist.

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