Petrus Alamire - Musik in Bilder gefasst

Im Rahmen des Festivals von Flandern zeigt die Antwerpner Kathedrale noch bis zum 22 November eine prächtige Ausstellung mit Kaligraphien und Musikbüchern des Notenkopisten Petrus Alamire, der einer Nürnberger Kaufmannsfamilie entstammt. Alamire schuf während der Renaissance wunderbare handschriftliche Notenblätter zu polyphonischer Musik.
Stadsarchief Mechelen

Petrus Alamire (*um 1470 in Nürnberg, +26. Juni 1536 in Mechelen), der eigentlich Peter Imhoff hieß, ist dieses Jahr die zentrale Figur des Festivals von Flandern in Antwerpen. Jedes Jahr finden bei diesem Festival auch die Tage der polyphonischen Musik statt, doch diese „Laus Polyphoniae“ genannte Konzertreihe hat zum ersten Mal keinen Komponisten als zentrale Figur, sondern mit Petrus Alamire einen Musikkopisten. Er schuf Bücher und Kaligraphien von ganz besonderer Schönheit zu einer Zeit, in der die Buchdruckerkunst noch in den Kinderschuhen steckte.

Rund 50 seiner prächtigen Bücher sind heute noch bekannt und alleine dadurch kennt die Welt der polyphonischen Musik etwa 600 Werke von 60 mehr oder wenig bekannten Komponisten. Im Leben und Werk von Petrus Alamire war die Kathedrale von Antwerpen ein wichtiger Ort. Dort fertigte er u.a. 1503 im Auftrag von Filip dem Schönen ein Chorbuch und dort änderte er auch seinen Namen. Sein Pseudonym „Alamire“ setzt sich aus Buchstaben zusammen, die eine Notenreihe bilden: Die Tonhöhe A und die drei Noten la, mi und re.

Später arbeitete er für Karl V. und für Margarethe von Österreich, für die er prächtige Manuskripte verfasste. Zu seinen Kunden gehörte aber auch die Bankiersfamilie der Fugger. 1516 zog er von Antwerpen ins nahegelegene Mechelen um. Aber, als beliebter und viel umworbener Kaligraph (und Sänger) konnte er sich frei zwischen den auch mal verfeindeten Fürstenhäusern in den damaligen Niederen Landen und den damaligen deutschen Ländern und darüber hinaus bewegen. So gelangte er, genau wie P.P. Rubens auch, an durchaus für den einen oder anderen interessante Information.

Auch für und in England und in Lothringen war er tätig und so wurde er zum Doppelagenten. Nicht selten wurden seine musikalischen Manuskripte als Geschenke genutzt, die Türen öffnen sollten…

Sieben originale Kaligraphien

Die Kathedrale von Antwerpen stellt sieben originale Kaligraphien von Petrus Alamire aus. Daneben wird jedes dieser Bücher durch ein dazu passendes thematisch verwandtes Gemälde aus der Sammlung des Antwerpener Museums für Schöne Künste ergänzt. Darunter sind auch Werke von Gerard David und von Ambrosius Benson.

Seit 2009 ist die Alamire Foundation damit beschäftigt, das Werk ihres Schützlings zu digitalisieren. Dabei arbeitete die Stiftung auch mit der Bibliothek des Vatikans in Rom zusammen, wo alleine 48 Chorbücher vorhanden sind. Auf Bildschirmen ist möglich, in diesen digitalen „Songbüchern“ von Petrus Alamire zu blättern.

Im Rahmen des Festivals „Laus Polyphoniae“, dass noch bis zum 30. August läuft, lädt das Huelgas Ensemble zu einer Weltpremiere ein, bei der eines der in einem Alamire-Buch kopierten Werke uraufgeführt wird. Alle Informationen zur Petrus Alamire-Ausstellung und zu „Laus Polyphoniae“  finden Sie unter www.amuz.be.

Stadsarchief Mechelen

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