Belgische Soldaten in Deutschland

Eine Ausstellung im Königlichen Armeemuseum in Brüssel zeigt die Geschichte der belgischen Soldaten in Deutschland. Von 1945 bis 2002 waren Soldaten aus unserem Land in Deutschland stationiert. Doch mit dieser Ausstellung wird auch ein besonderer Jahrestag begangen.

Ausrichter der Ausstellung "1945-2020 - Belgische Soldaten in Deutschland“, die vom 4. Mai bis zum 4. September im Königlichen Armeemuseum im Jubelpark in Brüssel (großes Foto) stattfindet, ist kein Geringerer als die Deutsche Botschaft in unserem Land.

Mit dieser Ausstellung wird auch der 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien gefeiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Belgien das erste europäische Land, das solche diplomatischen Beziehungen mit dem westlichen Nachkriegsdeutschland aufgenommen hatte.

Zwischen 1945 und 2002 war der größte Teil der belgischen Armee in Deutschland stationiert, zunächst als Besatzungsmacht, später unter NATO-Kommando und mit dem Nachbarland freundschaftlich verbunden.

Hunderttausende Männer, darunter viele Tausend Rekruten, deren Dienstzeit in Deutschland kürzer als im eigenen Land war, stellen die belgischen Streitkräfte in Deutschland (BSD/FBA), die oft auch die "10. Provinz “ Belgiens genannt wurde.

Sammlerstücke und seltene Fotoaufnahmen vermitteln dem Besucher einen Eindruck vom täglichen Leben dieser Männer, die unsere Geschichte geprägt und zum Aufbau der engen Beziehungen zwischen den belgischen und den deutschen Streitkräften beigetragen haben.
 

"Belgischer Korridor" von Aachen bis Kassel

Die belgischen Streitkräfte in Deutschland wurden kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einer Art Korridor entlang des südlichen Randes der Britischen Besatzungszone in Westdeutschland stationiert. Die Kasernen und Standorte waren entlang einer Linie von Aachen bis hin nach Kassel zu finden. Das erste belgische Hauptquartier wurde im Oktober 1946 in Lüdenscheid eingerichtet, doch schon 1947 zog man in die rheinische Domstadt Köln um.

Garnisonen und Kasernen gab es im Aachener Raum gleich mehrere und zwar in der Kaiserstadt selbst, in Stolberg, in Eschweiler und in Düren. Weitere Standorte waren Köln, Bad Arolsen, Büren, Soest, Euskirchen, Siegen, Werl, Arnsberg, Neheim und Spich in Troisdorf. In Soest besteht sogar ein Museum der Belgischen Streitkräfte in Deutschland.

Ein weiterer von den belgischen Truppen als Manöverstützpunkt genutzter Standort war der Truppenübungsplatz Vogelsang in der deutschen Nordeifel. Diese ehemalige "Ordensburg“ der Nazis ist heute einer der wichtigsten Ausgangspunkte für den Nationalpark Eifel. Die belgische Vergangenheit ist ebenfalls noch dort zu finden, wie auch die der Nationalsozialisten. Damit ist Vogelsang heute auch ein Mahnmal für den Frieden.

Seit 1988 unter Nato-Kommando

1988 war der eigentliche Auftrag der Besatzung in Deutschland Geschichte und die ausländischen Truppen in Deutschland, darunter auch die belgische Armee, wurden unter das Kommando der Nordatlantischen Verteidigungsallianz Nato gestellt.

Zu diesem Zeitpunkt umfasste die belgische Truppenstärke in der BRD noch knapp 27.000 Soldaten. 1996 wurde das Kommando des 1. Belgischen Armeekorps, dem auch die Streitkräfte in Deutschland unterstanden, dem Kommando der belgischen Interventionsstreitkräfte am Standort Saive bei Lüttich unterstellt.

Zwei Jahre später, 1998, war die Zahl der belgischen Soldaten in Deutschland bereits auf etwa 2.200 Mann reduziert. Camp Astrid bei Eschweiler wurde als einer der letzten größeren Standorte 1995 geräumt. Die Garnison von Köln bestand bis Ende 2003.
Der von der belgischen Armee genutzte Truppenübungsplatz Vogelsang in der Nordeifel wurde erst 2005 geräumt.

Eigener Fahrplan, Verkauf von Liegenschaften

Jahrzehnte lang setzte die belgische Eisenbahn Sonderzüge für die in Deutschland stationierten Soldaten ein. Diese Züge fuhren mehrmals wöchentlich entlang der Hauptstrecke von Brüssel aus nach Welkenraedt in Belgien unweit Landesgrenze nach Deutschland bei Aachen und weiter quasi entlang der Standortlinie in Richtung Siegen und/oder Kassel.

Die meisten belgischen Militärstandorte in Deutschland fielen nach deren Auflösung an das Bundesvermögensamt, dass sich um die weitere Nutzung der Liegenschaften kümmerte. Einige dieser Kasernen und Garnisonen wurden und werden noch von den jeweiligen Städten und Kommunen übernommen. Aus manchen von ihnen wurden Wohnungsbauprojekte oder man richtete Gewerbezonen ein.

In Aachen wurden die ehemaligen Soldatenwohnungen im Stadtteil Burtscheid zum Beispiel an Privatpersonen oder Immobiliengesellschaften versteigert. Zu einigen dieser Standorte gehörten auch Wald- und Naturgebiete, die während der Nutzung durch die belgischen Streitkräfte nicht betreten werden durften. Heute sind solche Gegenden, wie der so genannte Propsteier Wald zwischen Eschweiler und Stolberg (Camp Astrid), zum Naherholungsgebiet umgestaltet.

Infos zur Ausstellung

"1945-2002 - Belgische Soldaten in Deutschland“

Vom 4. Mai bis zum 4. September 2011

Königliches Museum der Armee und der Kriegsgeschichte
Jubelpark 3, 1000 Brüssel
www.klm-mra.be

Zusätzliche Informationen

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Brüssel
Rue Jacques de Lalaingstraat 8-14, 1040 Brüssel
www.bruessel.diplo.de

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