Große Rentendemo in den Straßen von Brüssel

Am Mittwochmorgen begann die große Demonstration der Gewerkschaften gegen die Rentenreform der belgischen Mitte-Rechts-Regierung. Die meisten Demonstranten kamen am Morgen mit Sonderzügen nach Brüssel, wo die Demo am Nordbahnhof begann. Unter den Demonstranten sind vor allem Beschäftigte aus den öffentlichen Diensten und aus dem Unterrichtswesen. Nach Ansicht der Gewerkschaften gleicht das neue Rentensystem der Regierung einem Lottieriespiel. Doe Demo endete am frühen Nachmittag.

Die drei großen Gewerkschaften in Belgien erwarteten bis zu 50.000 Demonstranten. Nach Schätzungen der Polizei haben sich rund 55.000 Demonstranten in Brüssel eingefunden, während die Veranstalter von 70.000 Teilnehmern sprachen. Das wäre das Doppelte der Teilnehmerzahl gegenüber der letzten Rentendemo im Februar.

In vielen Unternehmen des öffentlichen Dienstes, wie z.B. bei den regionalen Verkehrsbetrieben, im Schulwesen, bei der Post usw. wird mit einer kleineren Personalbesetzung gearbeitet, weil viele Kollegen an der Demo teilnehmen. Die belgische Bahn fährt, denn gerade sie sollte die Demonstranten in Massen in die Hauptstadt bringen.

Stein des Anstoßes ist eine Anhebung des Mindestrentenaltes auf 67 Jahre bzw. die Frage, welche Berufssparten als „schwere Berufe“ gelten, in denen die Beschäftigten früher in Rente gehen können.

Von Regierungsseite her und aus Kreisen der Arbeitgeberverbände werden diese Demonstration und die damit verbundenen Streiks und Arbeitsniederlegung als „politische Aktionen“ qualifiziert. Die Gewerkschaften müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie den „Leuten nur dass erzählen, was sie wissen sollen und nicht dass, was sie wissen müssten.“

Zum Abschluss der Demo warfen die Gewerkschaftsführer symbolisch Bälle in die Menge, die wie Lottokugeln aussahen. Damit deuteten sie an, dass die Rente bald ein Lottospiel sein wird. Niemand könne sicher sein, ob er eine Rente bekommt und wenn ja, sei dahingestellt, wie viel oder wie wenig er bekommen werde.

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Probleme im Hafen von Antwerpen

Im Rahmen der Rentendemonstration in Brüssel haben die Schleusenwärter im Antwerpener Hafen ihre Arbeit quasi niedergelegt. Zu viele ihrer Kollegen nehmen an der Demo in Brüssel teil und aus diesem Grunde bleiben die meisten Schleusen unpassierbar. Schon seit Dienstagabend können Hochseefrachter in Antwerpen weder ein- noch auslaufen.

Die Antwerpener Hafenbehörden, die Reedereien und auch der Arbeitgeberverband im Hafen befürchten sowohl einen hohen wirtschaftlichen Schaden, als auch ein erneutes Imageproblem. Ähnliche Probleme zeigen sich auch in weiten Teilen des Schleusensystems auf den Binnenwasserwegen.

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