Brussels Airlines: Stehen Jobs auf dem Spiel?

Noch vor dem für Montag und Mittwoch geplanten Streik der Piloten bei Brussels Airlines und einer für Montag angesetzten Verhandlungsrunde zur Lösung des Sozialkonflikts droht neues Ungemach. Nach Meldungen der belgischen Wirtschaftsblätter De Tijd und L’Echo sollen bei Brussels Airlines bis zu 200 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen. Dies soll eine Folge der vollständigen Integration von Brussels Airlines in die Lufthansa-Tochter Eurowings sein. In ersten Reaktionen von Seiten der Fluggesellschaft und sogar von Seiten der Gewerkschaften soll an dieser Meldung aber nichts dran sein.

Seit 2017 gehört Brussels Airlines zu 100 % der Lufthansa und schnell nach der Übernahme wurde deutlich, dass die belgische Fluggesellschaft in die LH-Billigfluggesellschaft Eurowings integriert werden soll. Seit dem sind die Gemüter des Personals bei der belgischen BA zumindest beunruhigt.

Die Piloten sind die ersten Beschäftigten der Airline, die die Alarmglocke läuten. Sie streiken an zwei Tagen in der kommenden Woche wegen zu schlechter Bezahlung, zu hohem Arbeitsdruck - sprich einem schlechten Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben und anderem mehr. Am Freitag zeigten CEO Christina Förster und Vorstandschef Etienne Davignon Verständnis für die Sorgen der Piloten, doch man könne nicht auf alle Forderungen eingehen, hieß es dazu.

In einem internen Internetforum von Piloten, kursiert ein "Offener Brief an die Passagiere“, der unserer Redaktion VRT NWS vorliegt, in dem u.a. die Rede von einem zu großen Sparzwang bei Brussels Airlines ist, der Auswirkungen auf das gesamte Arbeitsfeld habe. Tenor dieses Briefes ist, dass die harte Konkurrenz auf dem Flugmarkt auch an Brussels Airlines nicht vorbeigeht und dass den Piloten schwer gemacht wird, ihren Traumjob noch zu lieben. Dazu trage auch eine gewisse Respektlosigkeit von Seiten der mittleren Managementebene bei  Diesen Brief aber trauen sich die Piloten nicht, zu veröffentlichen, weil sie glauben, dass sie die Diskussion gegenüber den Passagieren längst verloren haben. Es geht den Piloten also bei weitem nicht einfach nur ums Geld.

Jobs in Brüssel und Köln auf der Kippe?

Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass die beiden belgischen Wirtschaftsblätter De Tijd und L’Echo in ihren Samstagsaushaben melden, dass die Integration von Brussels Airlines bis zu 200 Jobs kosten könnte. Doch die Blätter gehen nach Informationen von nichtgenannten Quellen davon aus, dass nicht nur am BA-Standort in Brüssel Stellen abgebaut werden, sondern auch am Eurowings-Hub in Köln. Insgesamt sollen demnach bis zu 250 Jobs auf der Kippe stehen.

Inzwischen rumort es auch in anderen Betriebsteilen von Brussels Airlines. Am Freitag forderte die christliche Angestelltengewerkschaft ACV ihre dort tätigen Mitglieder beim Kabinenpersonal sich am Montag dem Pilotenstreik anzuschließen. Das Treffen zur Findung einer Lösung in diesem Sozialkonflikt am Montag muss gleich mehrere heiße Eisen anpacken. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn die neuen Erkenntnisse könnten für jede Menge sozialen Sprengstoff sorgen.

"Da ist nichts dran"

Laut Brussels Airlines-Sprecherin Wenke Lemmens ist an der Meldung bezüglich eines Stellenabbaus nichts dran, ganz im Gegenteil: „Es ist nämlich unser Ziel, zu wachsen und wir werben derzeit Personal an, auch Verwaltungskräfte.“ Auch die Gewerkschaften zeigten sich überrascht. Hier geht man davon aus, dass mit solchen Meldungen wohl „Öl aufs Feuer“ dieses Sozialkonflikts gegossen werden soll.

Fast alle Deutschlandflüge fallen aus

Fast alle Deutschlandverbindungen der Fluglinie Brussels Airlines fallen während der Streiktage am Montag und Mittwoch aus. Dann sollen nur je acht Flüge von oder nach Deutschland starten, wie aus einer Online-Übersicht der Fluggesellschaft hervorgeht. Insgesamt werden rund 40 Flüge pro Tag angeboten.

Zwischen Berlin und Brüssel findet an beiden Tagen nur je ein Flug in jede Richtung statt, zwischen Hannover und Brüssel sind es drei pro Richtung. Außereuropäische Flüge wie nach Marrakesch oder New York stehen nicht auf der Liste.

Betroffene Kunden könnten gratis umbuchen oder ihre Reise stornieren. Passagiere, die an ihrem Ziel festsitzen, werden in einem Hotel untergebracht oder können mit Lufthansa oder einer anderen Airline fliegen. Die belgische Fluggesellschaft weist darauf hin, dass Fluggästen, die einen Flug bei einer anderen Gesellschaft buchen wollen, Brussels Airlines im Vorfeld dieser Buchung unterrichten müssen, damit die Erstattung bewerkstelligt werden kann. Achtung! Zeitweise sind die Telefonlinien der Callcenter überlastet…

Inzwischen melden die Reiseveranstalter Connections und Thomas Cook in Belgien, dass sie bereits Lösungen für alle ihre Kunden gefunden haben, die über ihre Reisebüros Flüge mit Brussels Airlines gebucht haben.

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