"Wollen die wichtigste Airline Belgiens sein"

Die belgische Fluggesellschaft Brussels Airlines hat seit dem 1. April einen neuen CEO. Das ist Christina Förster (Foto), die vorher bei der Lufthansa tätig war. Die deutsche Managerin leitet eine neue Zeitrechnung bei Brussels Airlines ein, deren Mutterhaus die Lufthansa ist. In ihrem ersten Interview als frischgebackene BA-CEO, dass sie unserem Haus, dem flämischen Rundfunk VRT gewährte, stellte sie einiges klar.

Im Februar kam es bei der Lufthansa-Tochter Brussels Airlines nach der Entlassung von CEO Bernard Gustin und Finanzchef Jan De Raeymaecker zu wilden Gerüchten über die Zukunft der belgischen Fluggesellschaft. Da ging z.B. die Angst um, dass wichtige Bereiche nach Frankfurt verlegt werden sollten, dass die BA zur Billigflugtochter der Lufthansa verkommen würde, dass ein soziales Blutbad unter den Mitarbeitern drohe und vieles mehr. Letztendlich sollte sogar der Name Brussels Airlines verschwinden.

Schon damals war Christina Förster über die im Zuge dessen entstandene Berichterstattung in den hiesigen Medien überrascht, denn es sei niemals geplant gewesen, Flugzeuge zu verlegen oder Flüge zu streichen: „Letztendlich muss man auch den lokalen Markt bedienen. Es sind Passagiere hier in Belgien, die irgendwohin fliegen wollen. Wenn man als Fluggesellschaft relevant sein will, dann muss man solche Ziele anbieten. Darum sage ich: ‚Wenn wir Flugzeuge abziehen, dann lässt sich einfach ein neuer Konkurrent nieder.‘ Das ist natürlich nicht der Sinn der Sache. Wir wollen relevant sein. Wir wollen die wichtigste Gesellschaft sein und zwar in Brüssel UND in Belgien.“

Deutlich sagte Förster weiter: „Ich will zufriedene Kunden, zufriedene Arbeitnehmer, gute Produkte und viel Gewinn erzielen. Klingt schwierig, ist aber möglich, wenn man zusammenarbeitet.“

Die Prioritäten? Mehr Wachstum und mehr Gewinn!

Ab den Gerüchten, dass die Lufthansa in Brüssel Aktivitäten verlagert oder zurückfährt, ist also nichts dran, im Gegenteil. Für Christina Förster, übrigens die erste weibliche CEO in der gesamten Lufthansa-Gruppe, ist Wachstum wichtig und es gibt noch Raum nach oben. Deshalb geht sie auch davon aus, dass eine möglichst enge Zusammenarbeit mit den Eurowings-Kollegen in Deutschland hier Früchte tragen kann.

Letztendlich wird Brussels Airlines in die Eurowings-Gruppe integriert. Beide Fluggesellschaften können viel voneinander lernen, so Christina Förster: „Wenn wir in Richtung Eurowings schauen, sehen wir, dass hier viel Geld auf der Kurzstrecke verdient wird, aber nicht so viel bei Fernflügen. Bei uns ist das umgekehrt. Nicht so viel Geld auf kurzen Distanzen, dafür mehr mit Langstreckenflügen. Wenn wir voneinander lernen, dann werden die Gewinne auch sofort zunehmen.“

Wer ist Christina Förster?

Christina Förster ist 46 Jahre alt, wohnt derzeit im Brüsseler Stadtteil Elsene und arbeitet bei Brussels Airlines seit 2016. Davor war sie in Frankfurt am Hauptsitz der Lufthansa beschäftigt. Aufgewachsen ist sie auf den Kanarischen Inseln, studiert hat sie in den USA und vor ihrer Tätigkeit in der Männerwelt Luftfahrt war sie als Consultant unterwegs.

Heute sitzt sie im B-House am Brussels Airport, dem belgischen Nationalflughafen in Zaventem. Ein eigenes Büro hat sie dort nicht. Sie arbeitet nach eigenen Angaben lieber im Kreise ihrer Mitarbeiter. Nach Zeiten der Unsicherheit in Belgien hat Brussels Airlines eine Flugkapitänin im Cockpit, die sehr ambitioniert ist. Ob sie ihre Ambitionen auch umsetzen kann, sollen wir in drei Jahren feststellen: „Kommen Sie in drei Jahren mal zurück. Dann sehen wir, ob das gelungen ist. Dass wird sicher sehr schön sein.“
 

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