Sozialinspektion deckt enorme Ausbeutung auf

Die belgische Sozialinspektion hat im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an Übertretungen bei der Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften feststellen müssen. Die Mitarbeiter dieses Amtes stellen alleine knapp 10.000 Verstöße gegen die hiesige Lohn- und Gehaltsgesetzgebung fest. Das ist ein Anstieg um 70 % in den vergangenen fünf Jahren.

Arbeitgeber mussten im vergangenen Jahr 17,7 Mio. € an zu niedrigen Löhnen und Sozialabgaben nachzahlen. Dieser Betrag hat sich seit 2012 knapp verachtfacht. Die 30 Mitarbeiter der Sozialinspektion, die sich auf Sozialdumping konzentrieren, mussten mit einer regelrecht explosiven Zunahme an Verstößen in dieser Hinsicht fertig werden.

Die Beamten gehören zum Bundesarbeitsministerium. Einer von ihnen, Niel Vandeput, sagte gegenüber VRT NWS: „Das Thema ist besonders sensibel, auch bei der Politik. Wir gehen Tag für Tag gegen Dumpingpraktiken vor, doch betrügerische Arbeitgeber versuchen es immer wieder und sie versuchen auch immer mehr.“

Die meisten Verstöße werden in der Baubranche und um Fleisch verarbeitenden Sektor festgestellt. 60 Stunden Wochenarbeit zu einem Hungerlohn seien keine Seltenheit und die betroffenen Arbeitnehmer würden teils unter gefährlichen und menschenunwürdigen Umständen arbeiten und leben. „Diese Leute existieren überhaupt nicht, bis wir auftauchen.“, so Vandeput.

Detachieren

Alle Arbeitskräfte aus dem Ausland, die nach Belgien „detachiert“, also „entsendet“ werden - das sind derzeit etwa 243.000 Arbeitnehmer, haben ein Recht auf die gleichen Löhne und Sozialleistungen, wie ihre belgischen Kollegen. Das beinhaltet ein 13. Monatsgehalt oder andere Jahresprämien und auch das Respektieren eines Gleichgewichts zwischen Arbeits- und Freizeit.

Die belgische Sozialinspektion ermittelt auch, ob die eigentlichen Arbeitgeber der detachierten Arbeitskräfte in deren Heimatland die dortige Sozialgesetzgebung einhalten. Fast kein anderes EU-Land würde so streng vorgehen, wie die Sozialinspektion in Belgien, wenn gegen Sozialdumping vorgegangen werde, so Inspektor Niel Vandeput: „Das ist unsere Erfahrung, unsere Expertise. Da sind wir echt gut drin. Die Resultate sprechen für sich.“

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