Schaden Online-Anbieter dem Einzelhandel?

Nach Angaben des EU-Statistikamtes Eurostat sind die Verkäufe im belgischen Einzelhandel im Januar 2018 wieder gesunken. Grund für diesen Negativtrend ist der Erfolg von Webshops aus dem Ausland, so die europäischen Statistiker. Nur in Belgien und in Estland sinken auf Ebene der Eurozone die Umsätze in den Geschäften.
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Im Vergleich zum Monat Januar im Jahr 2017 sanken die Einkäufe im belgischen Einzelhandel um 0,2 % (in Estland um 0,9 %). Das ist zwar deutlich weniger als im Dezember 2017, als der hiesige Einzelhandel 2,9 % weniger Umsatz machte und dies auch noch im Weihnachtsgeschäft. Und doch ist dieser Umstand besorgniserregend.

Mien Gillis, Retail-Experte beim Unternehmerverband Unizo (für Brüssel und Flandern), führt dies auf die Konkurrenz von hier beliebten ausländischen Webshops, wie Zalando, Amazon, Bol.com oder Coolblue zurück. Die beiden Letzteren sind niederländische Unternehmen. Mehr als die Hälfte aller von Belgiern getätigten Interneteinkäufe liefen über einen dieser Anbieter, so Gillis. Der Unternehmer- und Mittelstandsverband Unizo nennt den Erfolg dieser Online-Anbieter aus dem Ausland in Belgien katastrophal für die Wirtschaft in Belgien: „Die belgische Wirtschaft verliert auf diesem Wege vieles, z.B. Arbeitsplätze und Einnahmen durch die Mehrwertsteuer.“

Diese Feststellung von Eurostat und dem belgischen Unternehmerverband Unizo steht allerdings in schrillem Kontrast zu einer Umfrage des belgischen Verbraucherschutzbundes Test Aankoop/Test Achats. Hier wurde nach Befragung von 1.000 Landsleuten festgestellt, dass die Konsumenten in Belgien nicht unbedingt massiv auf den Onlinehandel umgestiegen sind (siehe nebenstehenden Beitrag).

Veraltetes Sozialsystem in der Arbeitsgesetzgebung?

Ein weiteres Problem in dieser Hinsicht ist nach Angaben des belgischen Einzelhandelsverbandes Comeos die Tatsache, dass es in unserem Land keinen einzigen Webshop von der Größe Amazon oder Bol.com gibt. Dies liege an der Arbeitsgesetzgebung in Belgien, so die Kritik, die noch stets der Nachtarbeit in diesem Sektor im Weg stehe und auch an der allgemein veralteten Gesetzgebung, so Comeos-Generaldirektor Dominique Michel:

„Unsere Unternehmen arbeiten noch immer in einem Sozialsystem, das 40 bis 50 Jahre alt ist.“ Zudem habe Belgien den „digitalen Zug verpasst“ und arbeite mit Mehrwertsteuersätzen, die deutlich über denen einiger Nachbarländer liegen würden, was auch viele Landsleute dazu veranlasse, im Ausland auch in Geschäften einkaufe zu gehen.

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