BA-Eurowings: Premier Michel übt Druck aus

Ende der vergangenen Woche traf Belgiens Premierminister Charles Michel (MR) mit den CEO’s von Brussels Airlines und Eurowings zusammen, um über die Zukunft der belgischen Fluggesellschaft zu sprechen. Premier Michel will Garantien, dass keine Flüge und Slots von Brüssel nach Deutschland verlegt werden. Er gab an, über Druckmittel zu verfügen, um dies verlangen zu können.

Als vor zwei Jahren deutlich wurde, dass Brussels Airlines zu 100 % in die deutsche Lufthansa-Gruppe aufgenommen wird, stand auch fest, dass die belgische Fluggesellschaft Teil von Eurowings, der Lowcost-Tochter der Lufthansa werden soll. Als dann vor einigen Tagen Brussels Airlines-CEO Bernard Gustin und sein Finanzdirektor Jan De Raeymaker entlassen wurde, herrschte Unruhe bei den Beschäftigten und die Frage lautete: Wie sieht es mit der Zukunft von Brussels Airlines aus und hat unser Land bald überhaupt noch eine eigene Fluggesellschaft?

Um sich ein eigenes Bild der Situation zu machen, traf Premier Michel (kl. Foto) nach den Betriebsratssitzungen und den Gesprächen zwischen Eurowings und den Gewerkschaften - die die Beschäftigten von Brussels Airlines vorerst beruhigen konnten - mit den beiden CEO’s von Brussels Airlines, Christina Förster, und von Eurowings, Thorsten Dirks, zusammen.

Dabei ging es um die Beibehaltung vor allem der Fernflüge am Standort Brussels Airport in Zaventem.

Die beiden Geschäftsführer teilten dem belgischen Regierungschef dabei mit, dass die Flüge zwischen Brüssel und Nordamerika und Indien derzeit noch keine Gewinne abwerfen, doch Michel bestand darauf, dass diese Flüge am Standort Brüssel bleiben sollen.

Der Premier will auch, dass Brussels Airlines eine belgische Gesellschaft mit Verankerung im eigenen Land bleibt. Sei das in absehbarer Zeit nicht der Fall, so Michel, werde er Druckmittel anwenden, ohne das deutlich wurde, worum es sich dabei handelt.

Welche Druckmittel und wieviel Spielraum?

Nach Vermutungen der flämischen Wirtschaftszeitung De Tijd könnten dies die Slots von Zaventem sein, dass sind die Zeitfenster, in denen Flugzeuge landen oder starten. Diese Slots sorgen für ein Vorrecht von Brussels Airlines am Brussels Airport. Und, so De Tijd weiter, das könne auch die Flugrechte betreffen, die Brussels Airlines für Afrika und für Indien hat. Bei diesen Flugrechten hat die belgische Bundesregierung ein Wörtchen mitzureden.

Viel Spielraum hat die Regierung Michel aber nicht, denn die vier belgischen Verwaltungsratsmitglieder von Brussels Airlines im Lufthansa-Gremium haben vor einiger Zeit ihr Vetorecht verloren. Eine wichtige Trumpfkarte hat Belgien in der Hand für Brussels Airlines. Das sind die Afrika-Flüge in Richtung Kinshasa und Luanda - diese Fluglinien sind die Goldader der belgischen Airline, wie De Tijd dazu schreibt. Fall diese von der Lufthansa übernommen werden sollen, steht Belgien in Sachen Luftfahrt ohne Hose da.

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