Atomausstieg: Industrie drückt auf die Bremse

Drei große Industrieverbände in Belgien haben sich nach einer Studie von Netzbetreiber Elia bezüglich der Energiesicherheit gegen einen vollständigen Atomausstieg nach 2025 ausgesprochen und fordern, dass mindestens drei Reaktoren weiter am Netz bleiben. Damit wiedersprechen sie dem Arbeitgeberverband Voka, der für den schnellen Atomausstieg ist, aber auf Investitionen in Alternativen drängt.

Essencia, der Verband der petrochemischen, chemischen und pharmazeutischen Unternehmen, Febeliec, der Verband der industriellen Energie-Großverbraucher und der Technologieverband Agoria sind der Ansicht, dass die von Agoria vorgeschlagenen Investitionen in neue Gaskraftwerke und die allseits geforderte Energiewende hin zu nachhaltigen Quellen, wie Sonnen- und Windenergie oder Erdwärme und Wasserkraft nicht ausreichen würden, um die Kernkraft zu ersetzten.

Die Verbände haben die gleiche Schlussfolgerung wie Elia, nach der der Atomausstieg viel Geld kosten wird - bis zu 600 Mio. € zusätzlich zu den von der Politik geschätzten Kosten - und dass er die Stromrechnungen sowohl für die Wirtschaft, als auch für die privaten Haushalte um bis zu 20 % ansteigen lassen wird.

Die genannten Sektoren wollen damit nicht gesagt haben, dass sie „pro Atomkraft“ seien. Sie befürchten allerdings einen „gigantischen Schock“, wenn die insgesamt sieben Atommeiler in Belgien zwischen 2022 und 2025 nacheinander abgeschaltet werden. Die Kernkraftwerke seien nun mal da und eine weitere Laufzeitverlängerung würde Geld sparen und beim Erreichen der Klimaziele helfen, denn die Kernkraft würde entgegen der fossilen Stromkraftwerke den C0²-Ausstoß niedrig halten.

AFP or licensors

Atomausstieg und Laufzeitverlängerung

Nach Ansicht von Belgiens Stromnetzbetreiber Elia kann der Kalender zum Atomausstieg allerdings eingehalten werden, wenn man allerdings ab sofort intensiv in Ersatzkapazitäten, sprich in neue Gaskraftwerke investiert. Dies sei auch unerlässlich, falls zwei Kernreaktoren über 2025 hinaus am Netz bleiben würden.

Die Festlegung auf den definitiven Atomausstieg im Jahr 2025 ist eine Folge der Verlängerung der Laufzeiten für die Meiler Doel 1 und 2 bzw. Tihange 1 um weitere 10 Jahre. Nach ursprüngliche Plänen hatten diese drei Meiler bereits 2015 abgeschaltet werden sollen. Dies musste jedoch schon damals mangels Alternativen verschoben werden. Jetzt müssen diese Anlagen 2025 gleichzeitig mit den jüngsten Meilern 2025 heruntergefahren werden.

Meist gelesen auf VRT Nachrichten