Problem Nachtzuschlag: Die Drucker streiken

Kurz nach Drucklegung der Tageszeitungen am frühen Freitagmorgen haben viele Drucker in den belgischen Großdruckereien ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaften ärgern sich darüber, dass die Arbeitgeber die Prämien für die Nachtarbeit einfrieren wollen. Langfristig sollen diese Zulagen denen der Nachbarländer angepasst werden, wo Nachtarbeit im Druckereiwesen deutlich geringere Zuschläge erforderlich macht.
BELGA/DOPPAGNE

Dass die belgischen Drucker um ihre Nachtschichtzulage kämpfen wollen, ist angesichts der Unterschiede zu den Nachbarländern fast schon wieder verständlich. Während die Drucker in Deutschland, Frankreich oder den Niederlanden einen Nachtschichtzuschlag von durchschnittlich 35 % zum Basislohn erhalten, streichen ihre belgischen Kollegen 80 % Prämie ein.

Doch nach dem Willen der Arbeitgeber, vor allem in den Großdruckereien, wo sich enorm teure und hypermoderne Maschinen bezahlt machen müssen, sollen diese Prämien entweder gesenkt werden, oder zumindest eingefroren - sprich, nicht mehr mit dem Lohn- und Gehaltsindex steigen.

Die Gewerkschaften haben jetzt zum Streik aufgerufen, weil ein Tarifabkommen für die Drucker auch nach langen Verhandlungen weiter ausbleibt. Während ein Konsens zu einer allgemeinen Lohnerhöhung um 0,8 % gefunden werden konnte, bleibt eine Einigung zum Thema Nachtschichtzulage aus. Die Arbeitgeber beharren auf einer Senkung der Prämien auf 35 % des Basislohns, zumindest aber darauf, dass die Zuschläge nicht mehr automatisch mit dem Gehaltsindex steigen.

Eine Pattsituation, die auf eine Lösung wartet. Interessant an diesem Arbeitskampf ist, dass sich nur wenige Drucker diesem Streikaufruf folgeleisten. Die meisten Kollegen der Tagesschichten sind zur Arbeit erschienen und aufgehalten wurde am Freitagmorgen kaum jemand von den Streikposten.

Die Gewerkschaften wollen, dass ihr Gehalts- und Lebensstandard, der vielfach auf den hohen Nachtzuschlägen aufbaut, aufrechterhalten. Viele Drucker scheinen aber eher die Tendenz zu vertreten, dass der Erhalt ihrer Arbeitsplätze gesichert bleibt. Den Arbeitgebern bleibt sonst noch die Möglichkeit, Druckereien in Billiglohnländer zu eröffnen oder Aufträge dorthin zu vergeben.

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