Die Fipronil- und Eierkrise und die Wirtschaft

Die Folgen der Fipronil- und Eierkrise der vergangenen Monate sind auch in Belgien immer noch zu spüren. Vor allem in der Lebensmittelindustrie sind die Probleme nach wie vor groß, wie die flämische Wirtschaftszeitung De Tijd in ihrer Samstagsausgabe meldet. Zum einen hat die verarbeitende Industrie zu wenig Eier zur Verfügung und zum anderen hat sich der Preis für Eier seit dem Lebensmittelskandal fast verdoppelt.

Im Laufe der Krise waren in fast allen EU-Staaten und 19 weiteren europäischen Ländern Eier oder Eierprodukte aufgetaucht, die mit dem Insektengift Fipronil, das illegal Reinigungsmittel für Geflügelzuchten beigemischt worden war, verunreinigt waren. Nicht nur in Belgien wurden zahlreiche Betriebe zeitweilig von den Lebensmittel- und Gesundheitsbehörden gesperrt.

Vor allem jene Unternehmen in Belgien, die Eier in flüssiger Form oder als Pulver an die Lebensmittelherstellt liefern, leiden noch heute unter den Folgen des Problems. Auf der einen Seite steigen die Preise für Eier und auf der anderen Seite herrscht derzeit, also Monate nach der akuten Krise, ein Mangel an Eiern, wie Johan Van Bosch vom Verband der Eier verarbeitenden Industrie in Belgien.

Dieser Umstand lässt die Produktionskosten bei den Lebensmittelfirmen, die flüssige oder pulverförmige Eier für die weiterverarbeitende Industrie zur Herstellung ihrer Produkte, wie zum Beispiel die Hersteller von Nudeln, Mayonnaise und anderen Soßen oder Backwaren herstellen, empfindlich steigen. Mittlerweile müssen sie für 100 Eier rund 10 % bezahlen. Vor der Krise kosteten 100 Eier nur rund 6 %. Hinzu kommt, dass die Mehrkosten nicht unbedingt an die Kunden und die Endverbraucher weitergegeben werden können, da in dieser Hinsicht mit Langzeitverträgen gearbeitet wird.

Noch keine Lösung in Sicht

Diese Malaise ist bis heute noch nicht ganz beseitigt und hier liegt ein weiterer Grund für das oben beschriebene Problem: Viele Ställe sind noch nicht von Fipronil befreit, weswegen auch keine neuen Hühner dort einziehen dürfen (alleine in Belgien mussten rund 2 Mio. Hühner notgeschlachtet werden). Also können diese auch noch keine Eier legen… Inzwischen gehen auch die Supermarktketten in Belgien davon aus, die Endpreise für Eier zumindest zeitweise anheben zu müssen. Dort ist aber von einer Knappheit noch keine Rede.

Inzwischen ringen die betroffenen Industriezweige um Lösungen. Das Weihnachtsgeschäft läuft an und die Produktion von eierhaltigen Lebensmitteln muss demnach bald deutlich erhöht werden. Der Sektor fragte unlängst bei der belgischen Bundesregierung an, ob die Fipronil-Krise nicht als höhere Gewalt gewertet werden kann, damit zumindest Entschädigungen gezahlt oder günstige Überbrückungskredite gewährt werden können. Die Lebensmittelhersteller werden daneben darum gebeten, laufende Lieferverträge doch bitte neuverhandeln zu dürfen.

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