Flanderns Hafentag war auch eine Jobbörse

An diesem Sonntag luden die flämischen Seehäfen von Antwerpen, Gent, Ostende und Zeebrügge zum jährlichen Hafentag ein, der nun schon zum fünften Mal stattfand. Auch dieses Jahr wurde dieser Tag gemeinsam mit der flämischen Landesregierung ausgerichtet. Was wie ein Tag der offenen Tür mit vielen Unterhaltungspunkten aussah, hatte aber auch einen wirtschaftlichen und arbeitsmarkttechnischen Hintergrund.

Dieser Hafentag bot allen Interessierten die Möglichkeit, einmal einen Blick hinter die Kulissen eines Hafens zu werfen. Jeder weiß hierzulande, dass die Seehäfen in Flandern „brummen“, denn die Umschlagszahlen dort steigern sich fast jährlich. Doch was genau hier passiert und wer hier wo und wann seine Arbeit verrichtet, bleibt für die meisten Zeitgenossen eher verborgen. Diese Wissenslücke konnte am Hafentag geschlossen werden. Davon profitierten am Sonntag rund 100.000 Besucher!

Die Angebote waren breit gefächert: Ostende bot zum Beispiel Hafenrundfahrten auf historischen Schiffen und Booten an. In Antwerpen konnte ein Containerterminal besichtigt werden. In Gent konnte man per Schiff im „Großdock“ einlaufen, dem ältesten Dock des dortigen Hafens. Insgesamt nutzten rund 10.000 Besucher die Möglichkeit, mit einem Schiff durch den Genter Hafen zu fahren.

In Zeebrügge bestand die Möglichkeit, Kurse im Maritimen Ausbildungszentrum des Arbeitsamtes zu besuchen. Hier wurde zum Beispiel auf Bildschirmen virtuell die Arbeit auf der Brücke eines Hochseefrachters simuliert. Genau da setzte die wirtschaftliche Komponente des flämischen Hafentages an, denn die hiesigen Seehäfen suchen händeringend nach Fachpersonal (wie andere Sektoren übrigens auch).

Die Zahl der notwendigen neuen Arbeitskräfte in den Häfen ist enorm: Antwerpen braucht in den kommenden beiden Jahren rund 1.000 zusätzliche Mitarbeiter, Gent sogar zwischen 1.000 und 1.500. Und in Zeebrügge sind derzeit nach Angaben der Belgischen Nationalbank (BNB) 1.050 offene Stellen zu besetzen. Auch im wesentlich kleineren Hafen von Ostende werden zusätzliche Hafenarbeiter gesucht, wenn auch bei weitem nicht so viele wie an den drei anderen Standorten.

Wichtig für Flandern

Der flämische Hafentag wird seit seiner Gründung vor fünf Jahren von der Landesregierung unterstützt und das hat eben deutliche wirtschaftliche Gründe. Nach Angaben von Landesverkehrsminister Ben Weyts (N-VA) hat jeder zehnte Arbeitsplatz in Flandern direkt oder indirekt einen Link zu einem der vier Seehäfen: „Und von 7 €, die in Flandern verdient werden, wird 1 € über einen der Häfen eingenommen.“

Der Hafentag war so gesehen eigentlich eine Art Jobbörse, denn hier warben die Häfen auch für sich als Arbeitsplatz. Auch dieses Jahr folgten wieder tausende Besucher der Einladung in die flämischen Häfen.

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