Brexit: Große Sorgen um Jobs in Belgien

Sowohl die belgische Bundesregierung, als auch die flämische Landesregierung werden Hotlines und Helpdesks einrichten, über die sich hiesige Unternehmen, die negative wirtschaftliche Folgen nach dem Brexit befürchten, informieren können. Inzwischen wird immer mehr deutlich, wie solche Folgen aussehen könnten, zum Beispiel am Bau und in hiesigen britischen Einrichtungen.
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Viele Wirtschafts-, Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- sowie Selbständigen-Verbände in Belgien - und zwar sowohl in Ländern und Regionen, als auch auf Bundesebene - haben Fragen zu den Folgen des Brexit. Flandern und die belgische Bundesregierung werden Helpdesks eingerichtet, die alle möglichen Fragen in dieser Hinsicht beantworten sollen.

In Belgien schaut übrigens die Bauwirtschaft mit Argusaugen in Richtung Großbritannien. Hier befürchtet man einen enormen Zustrom an osteuropäischen Bauarbeitern, die eventuell ein neues Aktionsterrain suchen, falls es auf den britischen Inseln für sie zu ungemütlich wird, weil sie nicht mehr willkommen sind. Mark Dillen (kl. Foto) vom Dachverband der belgischen Bauwirtschaft sagte dazu gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion Folgendes:

„Wir befürchten so etwas. Wir haben schon jetzt ein Viertel unserer Arbeiter an ausländische Unternehmen verloren. Wenn ein Teil der polnischen und rumänischen Bauunternehmen, die jetzt in Großbritannien aktiv sind, zurück auf den Kontinent kommen, dann besteht die Gefahr, dass sie nach Belgien kommen, denn Belgien ist das Land mit dem höchsten Prozentsatz an entsendeten Arbeitnehmern*(siehe unten). Also ist die Furcht groß, dass wir durch den Brexit wieder Arbeitsplätze verlieren werden.“

*Was versteht man unter Entsendung?

Ein „entsandter Arbeitnehmer“ ist ein Arbeitnehmer der von seinem Arbeitgeber in ein anderes EU-Land geschickt wird, um dort während eines begrenzten Zeitraums eine Dienstleistung zu erbringen. So kann beispielsweise ein Dienstleister einen Auftrag in einem anderen Land erhalten und seine Arbeitnehmer dorthin schicken, um den Auftrag auszuführen.

Entsandte Arbeitnehmer unterscheiden sich insofern von mobilen EU-Arbeitnehmern als sie sich zwar vorübergehend im Aufnahmemitgliedstaat aufhalten, jedoch nicht in dessen Arbeitsmarkt integriert werden.

Hingegen haben mobile EU-Arbeitnehmer, die in einem anderen EU-Land Arbeit suchen und dort beschäftigt werden, zu denselben Bedingungen wie Staatsangehörige des betreffenden Landes Anspruch auf Zugang zu Beschäftigung, Arbeitsbedingungen und zu allen sonstigen sozialen und steuerlichen Leistungen.

Quelle: EU-Kommission: Beschäftigung, Soziales und Integration

Britische Jobs in Brüssel bedroht

Einige Opfer des Brexit in Belgien sind selbst Briten. Man geht davon aus, dass bis zu 1.500 britische EU-Beamte oder Mitarbeiter EU-naher Einrichtungen mit Sitz in der europäischen Hauptstadt ihren Job in absehbarer Zeit verlieren werden. Schon in der kommenden Woche sollen erste Gespräche mit den Gewerkschaften geführt werden. Unsicher wird die Lage auch für die Beschäftigten von britischen Unternehmen aus der Privatwirtschaft und von regierungsunabhängigen britischen Organisationen in Belgien.

Das Ganze wird zwar nicht von heute auf Morgen passieren, so Paul McNally, britischer Journalist bei The Bulletin, einer englischsprachigen Zeitschrift für Brüssel, doch vielen steht eine unsichere Zeit ins Haus, ob in Brüssel oder zuhause in Großbritannien.

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